Kritik der Unternehmer
Der Lockdown macht der Kurgemeinde zu schaffen, die Nächtigungszahlen waren jedoch schon zuvor leicht rückläufig. Seit dem Höhepunkt im Jahr 2012 geht es bergab. Deshalb regt sich immer wieder Kritik seitens der zahlreichen kleinen Unternehmen. Vor allem, weil der wichtigste Tourismusort des Burgenlands „führungslos“ durch diese „schwere Zeit“ steuern müsse, heißt es von einem Hotelier, der anonym bleiben möchte.
Seit der Kündigung von Kurdirektor Dietmar Lindau, der 35 Jahre lang die Fäden zog, klafft ein Loch bei der Vermarktung des Kurorts. Seine Stelle hätte längst von der Kurkommission ausgeschrieben werden sollen. Aber: „Wir sind erst dabei, einen Lenkungsausschuss zu gründen und müssen abstimmen, wie wir weiter vorgehen“, sagt der Bürgermeister Gert Polster, der auch der Vorsitzende der Kommission ist.
Für Diskussionen sorgt vor allem die Frage, wie das Angestelltenverhältnis des künftigen Kurdirektors gestaltet werden soll. Eine Lösung wird noch für heuer angestrebt, meint Polster.
Tourismusgesetz
Vielleicht zieht sich die Bestellung des obersten Kopfes im wichtigsten Tourismusort des Landes auch deshalb in die Länge, weil die Landesregierung eine vollständige Umstrukturierung im Tourismus plant. Die derzeit 17 Verbände sollen auf drei reduziert werden. Das würde auch die beiden bisher eigenständigen Kurfonds Bad Tatzmannsdorf und Bad Sauerbrunn betreffen, die zusammengeführt werden sollen. Das Gesetz soll noch heuer beschlossen werden, heißt es aus dem Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
Das ist aber nicht die einzige Entscheidung, die im Land fällt. Weil der bisherige Direktor des Reduce Gesundheitsressorts, Leonhard Schneemann, Landesrat wurde, muss ein neuer Vorstandsdirektor für das Reduce bestellt werden. Die Ausschreibung dazu läuft bis 30. November, heißt es aus der Landesholding. Derzeit werden die Geschäfte interimistisch vom früheren Doskozil-Büroleiter Andreas Leitner geführt.
Der Kurort blickt angesichts der Vielzahl von Entscheidungen mit Sicherheit neuen Zeiten entgegen. Wobei einige Unternehmer die derzeitige Situation eher als Chance denn als Problem sehen. So zum Beispiel Klaus Glavanics, der erst vor einigen Monaten ein Hotel im nahen Oberwart eröffnet hat. Der Gastronom und Hotelier hat die Bäckerei und Konditorei Gradwohl mitten im Zentrum gekauft. "Die Immobilie ist ein Top-Platz für die Gastronomie. Wir werden ein Konzept ausarbeiten", sagt der Unternehmer. Im Obergeschoß plane er Appartements und die Bäckerei werde es weiterhin geben. Spätestens nach Corona werden dort wieder mehr Kurgäste flanieren, ist sich Glavanics sicher: "Ich glaube an den Standort."
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