Ausgezeichneter Denkmalschutz im Burgenland
„Es ist dramatisch“, wird Burgenlands Landeskonservator Peter Adam nicht müde zu betonen. Immer wieder würden wenig bekannte historische Bauwerke aus dem Landschaftsbild verschwinden. Dass das nicht so sein muss, das belegen zwei Projekte im Nordburgenland. Ihre Eigentümer wurden nach der Auswahl einer Jury vor Kurzem von Andrea Mayer, Staatssekretärin für Kunst und Kultur, mit der Denkmalschutzmedaille bedacht.
Eine, die für ihr Engagement geehrt wurde, ist Elisabeth Walentich. Gemeinsam mit ihrer Familie hat sie das „Schebek-Haus“ im Welterbeort Purbach „einer fachlich und finanziell sehr aufwendigen, mustergültigen Restaurierung unterzogen“, erklärt der Landeskonservator.
Die Geschichte des Hauses ist eine bewegte. Bauhistorische Untersuchungen hatten ergeben, dass das älteste Mauerwerk des einstigen Baderhauses aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen.
Eine Familiengeschichte
Elisabeth Walentich hatte das Elternhaus von ihrem Bruder geerbt. „Sein letzter Wunsch war, dass das Haus von Grund auf saniert wird“, schildert Walentich. Und: Es sollte auch unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Schwester hat diesen Wunsch erfüllt, auch wenn er zeitintensiv und kostspielig gewesen ist. „Ich wurde vom Bundesdenkmalamt gut beraten, welche Materialien verwendet werden sollen und welche Arbeiten notwendig sind.“
Das Meiste sei so belassen worden, wie es war. Auch ein geschwungenes Mauerwerk sei im Originalzustand erhalten geblieben. „Es ist faszinierend, denn die Räumlichkeiten in dem 500 Jahre alten Haus wurden damals schon so gelagert, dass die Sonnen optimal genutzt werden kann“, erzählt Walentich.
Die Mittel des Bundes für die Restaurierung seien allerdings bescheiden ausgefallen. „Gefördert wurde nur ein Bruchteil von dem, was es gekostet hat.“
Vor 150 Jahren war das Haus in Familienbesitz gekommen. František Schebek, der aus Prag zuzog, ehelichte die Tochter des damaligen Besitzers, 1872 zog er ein. Auch Elisabeth Walentich wohnte mit Eltern und vier Geschwistern in dem historischen Gebäude. Dank der Restaurierung lebe die Familientradition weiter, freut sich Walentich: Ihr Sohn und seine Familie sind eingezogen.
Barockhaus rückgeführt
Für seine Bemühungen um den Denkmalschutz ausgezeichnet wurde jetzt auch der Eisenstädter Apotheker Robert Müntz. „Als ambitionierter Eigentümer mehrere denkmalgeschützter Objekte in der Fußgängerzone, trägt er im wesentlich zur nachhaltigen Verbesserung des Stadtkerns bei“, sagt Adam.
Die Wurzeln der Hauptstraße reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Das durch den Weinhandel reich gewordene Stadtbürgertum hatte damals Wohnhäuser errichtet, die vor allem im späten 17. Jahrhundert mit ihren reichen Barockfassaden das Stadtbild bis heute geschlossen prägen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts habe eine „tiefgreifende architektonische Veränderung“ der Häuserzeile stattgefunden. Die kleinen, oft aufwendig gestalteten Portale aus Holz verschwanden.
Müntz sei es nun gelungen, dass die veränderten Erdgeschoßzonen der barocken Bürgerhäuser „nach historischen Vorlagen in ihre ursprünglichen Zustände baulich rückgeführt wurden“.
Schutz für Nachkriegs-Architektur
Für den Erhalt der historischen Architektur bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts herrscht in der Gesellschaft weitgehend Konsens. Geht es um die Bauten der Nachkriegsjahre, ist das nicht immer so. Vor allem die in Sichtbeton-Bauweise errichteten Gebäude der 50er- bis 70er-Jahre scheiden die Geister.
Um die Architektur der Nachkriegsmoderne bzw. des Brutalismus (von „béton brut“ –roher Beton) bestmöglich zu bewahren, stellt das Bundesdenkmalamt (BDA) immer wieder Objekte unter Schutz. 54 sind es derzeit im Burgenland, darunter Kirchen, Wohnhäuser und die BH-Eisenstad-Umgebung aus 1949.
Nun wird eine Unterschutzstellung des alten Krankenhauses Oberwart geprüft. Offiziell gibt es noch keine Entscheidung. Zu hören ist jedenfalls, dass es für das Gebäude keinen Denkmalschutz geben dürfte. Das von 1971 bis 1988/93 von den Architekten Matthias Szauer und Gottfried Fickl erbaute Gebäude habe dem Vernehmen nach „nicht mehr die Aussage der architektonischen Kulturbauten der Nachkriegszeit“.
Kommentare