Auf den Spuren der Haydns von morgen

Auf den Spuren der Haydns von morgen
2.720 Blockflöten wurden dieser Tage verteilt, um das Interesse am Musikunterricht zu steigern. Dabei ist der Andrang in den Musikschulen ungebrochen hoch – zum Nutzen der Blasmusikvereine.

Ziemlich genau vor einem Jahr äußerte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bei der 50-Jahr-Feier des Joseph Haydn Konservatoriums den Wunsch nach einem Landesorchester.

Dabei hatte Doskozil wohl auch ein wenig die hochkarätigen Haydnkons-Schüler im Auge, wohl wissend, dass es mehr Quantität an der Basis braucht, um eine musikalisch hochqualitative Spitze zu etablieren.

Also folgte die Ankündigung einer Musikoffensive, beginnend in den Volksschulen. Jedes Kind solle eine vom Land gesponserte Blockflöte erhalten, die den Einstieg in die Musik ermöglichen soll. Dieser Tage wurden 2.720 Zweitklässler in 214 Volksschulklassen damit ausgestattet. Die Hoffnung ist, die Kinder für Musikunterricht begeistern zu können.

Auf den Spuren der Haydns von morgen

Bestandsanalyse: Jugend und Musik

Aber wie ist der Status quo in den Musikschulen? Wie schlimm hat sich die Pandemie auf den Mitgliederstand der Blasmusikvereine ausgewirkt? Und warum gibt es keinen Wettbewerb mehr für junge Nachwuchsbands? Eine Bestandsanalyse.

Die Musikschulen 

Überraschend hoch sei die Nachfrage im Musikschulbereich, sagt Gerhard Gutschik, Geschäftsführer des burgenländischen Musikschulwerks. Rund 7.000 Kinder werden im heurigen Schuljahr ein Instrument erlernen oder ihre Kenntnisse vertiefen. Die Zahl der Anmeldungen ist im Vergleich zum Vorjahr um rund 1.000 gestiegen und liegt damit bereits wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Das gestiegene Interesse betrifft alle Instrumente, vor allem aber Klavier und Gitarre. Weniger stark sei die Nachfrage hingegen bei Blechblasinstrumenten, sagt Gutschik, der auf zahlreiche Initiativen in diesem Segment verweist. „Gerade die Bläserförderung ist wichtig, schließlich hatten die Blasmusikvereine während der Pandemie die schlechtesten Karten“, sagt Gutschik.

Die Blasmusik 

Tatsächlich kommt der mit Abstand größte Teil der Nachwuchsmusiker der heimischen Blasmusikkapellen aus dem Musikschulbereich. 90 davon gibt es landesweit, mehr als 40 Prozent der insgesamt etwa 3.900 Musikerinnen und Musiker sind unter 30 Jahre alt.

Auf den Spuren der Haydns von morgen

Weitere 1.000 befinden sich laut Zahlen des burgenländischen Blasmusikverbandes von 2021 in Ausbildung. Diese soll künftig noch stärker forciert werden – auch für ältere Interessierte, sagt Gutschik: „Wir unterstützen die Vereine bei ihrer Jugendarbeit, aber bieten in Kooperation auch musikalische Ausbildung für Erwachsene an.“ Das Ziel sei, künftig wieder mehr Menschen für die Blasmusik zu interessieren. Ein Vorteil dabei ist laut Gutschik der ländliche Raum: „Da haben wir es sicher leichter als die Vereine in den Städten.“

Die Nachwuchsbands 

Wie ist es um die junge Livemusikszene im Burgenland bestellt? Zieht man den Bandwettbewerb „America is Waiting“ als Stimmungsmesser heran, könnte man meinen: Es war schon mal besser. Seit Mitte der 1990er-Jahre wurde der burgenländische Bandcontest 25-mal unter der Schirmherrschaft des Landesjugendreferates ausgetragen. In den besten Zeiten des Bewerbs gab es vier Vorrunden von Nord bis Süd mit bis zu 40 teilnehmenden Bands und ein großes Finale in der Cselley Mühle.

In den vergangenen Jahren schrumpfte der Contest immer weiter, Live-Auftritte gab es nur noch bei einer einzigen Veranstaltung – die gleichzeitig das Finale war. Zwei mögliche Gründe dafür: DJs lösten Gitarrenhelden in der Gunst der Jugend zusehends ab; außerdem sperrten im Land viele Lokale zu, in denen junge Bands früher die Gelegenheit hatten, erste Bühnenluft zu schnuppern.

Einen Wettbewerb für Talente unter 30 gibt es aber nach wie vor: Aus „America is Waiting“ wurde die „Songchallenge“. Auf der Online-Plattform songchallenge.at können Nachwuchsmusiker ihre Lieder hochladen, mittels Jury-Wertung und Online-Voting werden die besten Beiträge ermittelt. Dem Sieger winkte im Vorjahr ein Preisgeld von 1.500 Euro und ein Auftritt beim Surf Opening am Neusiedler See.

Auf KURIER-Nachfrage beim Landesjugendreferat, heißt es, dass die Songchallenge 2022/23 wieder wie im Vorjahr geplant sei – 2021 startete die Anmeldefrist am 30. November. Die Siegerbands sollen auch wieder die Möglichkeit für Auftritte bei regionalen Events bekommen.

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