36 Gründe, warum das 36. Donauinselfest toll ist - oder auch nicht
Die weißen Zelte, gestapelte Absperrgitter und Container haben es in den vergangen Tagen bereits erahnen lassen. Das Donauinselfest steht an – und zwar zum 36. Mal.
Bewältigen lässt sich das mit zwei Strategien: hemmungslos mitfeiern oder die Stadt verlassen. 36 Gründe, warum man heuer wieder auf die Insel schauen sollte – oder das Spektakel besser ignoriert.
1. Wer Festival-Stimmung erleben möchte, der muss üblicherweise palettenweise Bierdosen schleppen, im Zelt nächtigen und die Körperhygiene vernachlässigen. Das Donauinselfest erspart das zumindest den Wienern.
2. Gratis ist es für alle.
3. Ein Sommer ohne Open-Air-Konzert ist kein richtiger Sommer.
4. Zugegeben: Richtige Publikumsmagnete wie seinerzeit die Kelly Family fehlen schon lange. Obwohl viele der auftretenden Künstler ihren Zenit bereits überschritten haben: Ramsch-Charakter hat das Programm auch wieder nicht.
5. Selbst wenn die Geschmäcker im Freundeskreis sehr verschieden sind: Auf mindestens ein Konzert kann man sich angesichts der großen Auswahl immer einigen. Und sei es auf Wolfgang Ambros – wegen der Nostalgie.
6. Falcos legendäres Konzert bei Starkregen vor rund 150.000 Fans im Jahr 1993 ist mittlerweile ein nationaler Mythos. Bei jedem Donauinselfest schwingt der Geist dieses Ereignisses mit.
7. Unter den Künstlern beträgt der Frauenanteil bei Festivals üblicherweise 15 Prozent. Das Donauinselfest hat heuer auf 30 Prozent erhöht - und das gehört honoriert.
8. Nicht nur für alle Musik-Geschmäcker, sondern auch für alle Altersgruppen ist etwas dabei: Hüpfburgen, Vorführungen mit Rettungshunden und Schminken für Kinder zum Beispiel.
9. An seine Grenzen zu gehen tut gut. Der Rodeo-Stier oder ein Sprung aus zehn Metern Höhe auf ein überdimensionales Luftkissen bieten die Gelegenheit dazu.
10. Das Donauinselfest mag zwar auf manche wie ein Kirtag in der Großstadt wirken. Verkauft werden dort aber nicht nur Lebkuchenherzen, sondern am Pop-up-Markt neben der Hauptbühne auch hippe Mitbringsel wie recycelte Taschen.
11. Das Donauinselfest ist ein Schmelztiegel: Wo sonst feiert der Bobo aus Neubau mit dem Hausmeister aus dem Gemeindebau?
12. Langos, Riesenbrezel, Schnitzelsemmel: Auf der Insel sind kulinarische Sünden fast Pflicht.
13. Ein schlechtes Gewissen braucht man danach nicht zu haben. Der Schrittzähler jubiliert, denn das Gelände ist 4,5 Kilometer lang.
14. Verglichen mit Veranstaltungen in anderen Städten funktionieren An- und Abreise relativ gut. Die Besuchermassen sind dank dichterer Öffi-Intervalle flott abtransportiert.
15. Für die Schüler aus der Ost-Region ist das Donauinselfest die perfekte Gelegenheit, um den Beginn der letzten Schulwoche zu zelebrieren.
16. Nicht auf vielen Festivals ist die Erfrischung so nah: Die Badestellen an der Neuen Donau bieten Abkühlung. Achtung: Nur, wenn man (noch) nüchtern ist.
17. Irgendwie gehört das Donauinselfest zum Leben in Wien dazu – inklusive darüber zu jammern.
18. Apropos jammern: Schon auf dem Weg auf die Insel spürt man, wie nervtötend Menschenmassen sind. Einen Vorgeschmack darauf gibt es in den vollgestopften U- und Straßenbahnen.
19. Glückwunsch, wer es schafft, seine Begleiter im Getümmel nicht zu verlieren. Gratulation an jene, die sich bis ans andere Ende der Insel drängeln müssen, um sich wieder mit ihnen zu vereinen.
20. Überhaupt, weil der Handy-Empfang oft mies ist.
21. Ständig wird man nach dem Weg gefragt. Wer jetzt noch nicht grantig ist, ist kein Wiener.
22. „Das beste am Donauinselfest ist sein Ende“ ist in einigen Wohnhäusern der Donaucity auf Stickern zu lesen. Die Anrainer plagt allen voran der Lärm.
23. Getränkedosen, Einweggeschirr und Wegwerf-Regenponchos: Eine Großveranstaltung wie das Donauinselfest produziert Müll en masse - trotz aller Bemühungen um Umweltschutz.
24. Das Gelände ist bis an die Grenzen der Penetranz mit Werbung zugepflastert.
25. Die Gelsen sind hungrig.
26. Die Pollen treiben Allergiker in den Wahnsinn.
27. Vor den unbeschatteten Bühnen fängt man sich leicht einen Sonnenbrand ein.
28. Nach dem Mitgrölen und Tanzen sind alle durstig. Das bedeutet: lange Warteschlangen an den Getränkeständen.
29. Die Geduld macht sich an so manchem Stand nur bedingt bezahlt: Die Betreiber haben strenge Vorgaben, welche Getränke sie anbieten dürfen.
30. Irgendwer übertreibt es immer. Betrunkene Jugendliche oder Männer, die sich einfach in der Botanik erleichtern zum Beispiel.
31. Meistens sind für das Donauinselfest Gewitter angesagt. Daher weiß man nie, was man anziehen soll.
32. Wenn es heißt ist, steckt man in dem Dilemma, vernünftigerweise genug trinken zu wollen – aber nicht allzu oft die öffentlichen WCs aufsuchen zu müssen.
33. Nie hört man „Reif für die Insel“ so oft wie am Donauinselfest.
34. Die restliche Stadt fährt ihr Programm zurück, es gibt kaum Alternativ-Events.
35. Die Donauinselfest-Ignorierer haben die Innenstadt also für sich allein.
36. Nach jedem Donauinselfest ist man ein wenig enttäuscht. Irgendwie ist es ja doch immer dasselbe.