Grenzkontrollen am Brenner: Bauarbeiten haben begonnen

Am Dienstag haben die ersten Bauarbeiten für mögliche Grenzkontrollen am Brenner begonnen.
Grenzmanagement soll bis Ende Mai startklar sein. Kritik kommt aus Rom und von der EU.

Anfang April hat Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil "massive Grenzkontrollen" am Brenner angekündigt, nun rollen die Bagger: Am Dienstag sind die Bauarbeiten für mögliche Grenzkontrollen an der Grenze zu Italien in Tirol angelaufen. Die Asfinag hat mit der Fundamentierung eines Flugdaches und mit dem Rückbau einer Verkehrsinsel begonnen. Das gesamte Grenzmanagement soll bis Ende Mai fertig sein, so ein Polizeisprecher zur APA. Starten soll es nach Angaben der Regierung mit Inkrafttreten des neuen Asylrechts.

Grenzkontrollen am Brenner: Bauarbeiten haben begonnen
ABD0070_20160412 - GRIES AM BRENNER - ÖSTERREICH: ZU APA0291 VOM 12.4.2016 - Am Dienstag, 12. April 2016, haben die ersten Bauarbeiten für mögliche Grenzkontrollen am Brenner begonnen. Die Asfinag habe mit der Fundamentierung eines Flugdaches und mit dem Rückbau einer Verkehrsinsel begonnen. - FOTO: APA/ZEITUNGSFOTO.AT

Koalition verschärft ihre Pläne

Die Regierungsspitze und auch Minister von SPÖ und ÖVP haben am Dienstag beim Ministerrat die geplante Verschärfung der Asylbestimmungen verteidigt. Ob Notstandsermächtigung, Schnellverfahren oder Anhaltung an den Grenzen, all dies geschehe auf Basis von Rechtsgutachten. Das Grenzmanagement am Brenner sei "nicht wünschenswert, aber notwendig und richtig", sagte Kanzler Werner Faymann. Er verteidigte das rasche Handeln, denn nur so könne man schon per 1. Juni an den Grenzen aktiv werden.

Noch keine Auswirkungen auf den Verkehr

Diese ersten Bauarbeiten am Brenner würden allesamt auf einem Parkplatz statt finden und hätten somit keinerlei Auswirkungen auf den Verkehr. "Das alles hat aber nichts mit den Kontrollen selbst zu tun", sagte ein Polizeisprecher. Diese könnten auch schon vor der Fertigstellung des Grenzmanagements starten, oder aber überhaupt nicht. "Der Start der Grenzkontrollen ist lagebedingt", so der Sprecher.

Grenzkontrollen am Brenner: Bauarbeiten haben begonnen
ABD0073_20160412 - GRIES AM BRENNER - ÖSTERREICH: ZU APA0291 VOM 12.4.2016 - Am Dienstag, 12. April 2016, haben die ersten Bauarbeiten für mögliche Grenzkontrollen am Brenner begonnen. Die Asfinag habe mit der Fundamentierung eines Flugdaches und mit dem Rückbau einer Verkehrsinsel begonnen. - FOTO: APA/ZEITUNGSFOTO.AT
Für die Kontrollen selbst sollen nach dem Tunnel auf der Brennerautobahn die Geschwindigkeit reduziert und die Fahrzeuge auf vier Spuren aufgeteilt werden. "Es wird zwei Spuren für Pkw und zwei Spuren für Lkw geben", erklärte der Beamte. Neben Sichtkontrollen werde es eine Vorsondierung geben. Alle Fahrzeuge, die einer näheren Kontrolle unterzogen werden, sollen auf einen Parkplatz ausgeleitet werden. "Der internationale Verkehr soll so wenig wie möglich behindert werden, aber es kann natürlich trotzdem zu Verzögerungen kommen", meinte der Polizist.

Das Grenzmanagement selbst soll ähnlich jenem in Spielfeld sein. "Es wird auch einen Zaun beinhalten", bestätigte der Sprecher. Ansonsten werde es Bauten geben, mit Hilfe derer die Flüchtlinge kanalisiert werden und die zur Überprüfung der Ankommenden dienen.

Wirbel in Rom und Brüssel

Grenzkontrollen am Brenner: Bauarbeiten haben begonnen
epa04903837 Italian Interior Junior Minister Filippo Bubbico arrives for an emergency meeting on border cooperation, at the French interior ministry in Place Beauvau in Paris, France, 29 August 2015. European interior ministers, transport officials and European Commission representatives took part in rail security talks on 29 August after a foiled terrorist shooting on a Paris-bound train. The meeting will include French Interior Minister Bernard Cazeneuve as well as his counterparts from Germany, Italy, Spain, the Netherlands, Luxembourg, Switzerland and Britain. EPA/ETIENNE LAURENT
Die Bauarbeiten sorgen für viel Wirbel in Rom. Laut Vize-Innenminister Filippo Bubbico könnte Österreich ein Verfahren wegen Verstoß gegen das Schengen-Abkommen drohen, sollte ein Grenzzaun errichtet werden. "Wir werden die rechtlichen Prinzipien verteidigen, die in Europa gelten. Wir wollen jedoch zuerst genau begreifen, was Österreich am Brenner konkret plant, weil wir uns an Tatsachen halten wollen", sagte Bubbico nach Medienangaben.

Auch die EU-Kommission hat sich am Dienstag "tief besorgt" über Österreichs Pläne zur Schließung der Brenner-Grenze zu Italien gezeigt. Eine Sprecherin erklärte in Brüssel, sollten diese Vorschläge tatsächlich umsetzt werden, werde man die Angelegenheit "ernsthaft" prüfen. Was das konkret bedeutet, wurde nicht erklärt.

Die Sozialdemokraten im EU-Parlament haben die geplanten Grenzkontrollen ebenso kritisiert. Der aus Italien stammende Fraktionschef Gianni Pittella sprach am Dienstag in Straßburg von einer "neuen Stufe der Absurdität". SP-Abgeordneter Josef Weidenholzer warnte vor einem "großen Rückschritt".

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