Pünktlich zum EU-Gipfel, öffnen Schmuggler Schleusen
Der Flüchtlingszustrom von der türkischen Küste nach Griechenland hat in den vergangenen Tagen stark zugenommen. Von Dienstag bis Freitag seien mehr als 11.000 Menschen auf den Inseln in der Ostägäis angekommen, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit. Flüchtlingsboote erreichten sogar die weit im Südosten der Ägäis liegende kleine griechische Insel Kastellorizo. Dort versuchten gut 250 Bewohner, etwa 1000 Flüchtlinge zu versorgen. "Pünktlich zum EU-Sondergipfel öffnen die Menschenschmuggler die Schleusen", kommentierte die Athener Zeitung Kathimerini am Samstag.
Sprunghafter Anstieg
Griechische Medien mutmaßen, dass der plötzliche starke Anstieg von den türkischen Behörden mindestens gebilligt worden sei, um die europäischen Verhandlungspartner unter Druck zu setzen. Für Anfang März ist ein weiterer Sondergipfel mit der Türkei geplant. Der EU-Türkei-Aktionsplan soll schnell umgesetzt werden. Er sieht unter anderem vor, dass Ankara drei Milliarden Euro für die Versorgung syrischer Flüchtlinge erhält. Im Gegenzug soll die Türkei den Kampf gegen Schleuser in der Ägäis verstärken.
Obergrenze in Kraft
In Österreich trafen nach Inkrafttreten der umstrittenen Quotenregelung am Samstag die ersten 400 Flüchtlinge per Bahn an der slowenisch-österreichischen Grenze ein. Davon suchten nach Polizeiangaben nur ein Dutzend Schutz in Österreich, die anderen wollten mit Bussen nach Deutschland weiter. „Die Lage ist sehr ruhig und entspannt“, sagte Polizeisprecherin Madeleine Heinrich am Grenzübergang Spielfeld. Weitere 400 Flüchtlinge würden am Sonntag erwartet.
Wegen der schärferen Grenzkontrollen rechnet auch Italien mit einem starken Zuwachs bei den Migrantenströmen. "Österreich hat eine auf europäischer Ebene stark kritisierte Initiative ergriffen. Sollte deswegen der Flüchtlingsstrom nach Italien zunehmen, sind wir bereit, damit umzugehen", sagte der italienische Polizeichef Alessandro Pansa am Samstag in Triest.
Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras verwahrte sich indessen gegen weitere Vorwürfe und Drohungen aus der EU. "Griechenland hat in der Flüchtlingskrise eine große Last zu tragen und seine Schuldigkeit getan", sagte er bei einer Parlamentsdebatte. "Wir lassen nicht zu, dass fremdenfeindliche Regierungen mit dem Finger auf uns zeigen", betonte er mit Blick auf Länder, die sich einer Umverteilung verweigern.
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