"Danke Angela fürs Reinlassen dieser Terroristen"

In ganz Europa kritisieren Rechtspopulisten die deutsche Flüchtlingspolitik und attackieren Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Führende Politiker rechtspopulistischer und nationalkonservativer Parteien in Europa nutzen die Anschläge in Deutschland für Kritik an der deutschen Flüchtlingspolitik und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Mit ihrer "Willkommenskultur" habe sie im vergangenen Sommer Tür und Tor für "diese Terroristen" geöffnet, schreibt der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders. Er twitterte eine Fotomontage, die Merkel mit Blut befleckten Händen zeigt.

https://twitter.com/geertwilderspvv/status/757589458829049856
Geert Wilders (@geertwilderspvv

Dank "feiger Typen" wie Merkel und des niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte seien die Grenzen noch offen und habe "der Islam" freies Spiel, schreibt Wilders: "Danke Angela und Mark fürs Reinlassen dieser Terroristen."

https://twitter.com/geertwilderspvv/status/757577232982249472
Geert Wilders (@geertwilderspvv

Auch der führende Brexit-Befürworter Nigel Farage, der kurz nach der EU-Abstimmung in Großbritannien sein Amt als Chef europakritischen Ukip-Partei zurückgelegt hat, kritisiert die Entscheidung der Bundeskanzlerin, ungehindert Flüchtlinge ins Land zu lassen, als die schlechteste, die je ein europäischer Politiker seit 1945 getroffen habe. "Ich befürchte, dass Deutschland in einer desaströsen Situation ist und niemals wieder sein wird, wie zuvor", sagte er jüngst dem Radiosender LBC.

"Wie viele Terroristen gibt es?"

Dem politischen Reflex der Rechtspopulisten kommt auch die französische Front National nach. "Die Aufnahme von Migranten ist ein Wahnsinn, wie wir ständig warnen", schrieb Vize-Parteichef Florian Philippot auf Twitter. Die Abgeordnete Marion Maréchal-Le Pen, die 26-jährige Nichte von Parteichefin Marine Le Pen, ging noch weiter: "Wie viele Terroristen gibt es unter Merkels Million Flüchtlingen? 10? 100? 1000? Unverantwortlich."

https://twitter.com/Marion_M_Le_Pen/status/757484437575700480
Marion Le Pen (@Marion_M_Le_Pen

In Ungarn hat sich der rechtskonservative Ministerpräsident Viktor Orban den Diskurs von Wilders und Le Pen früh zu eigen gemacht. Schon nach den Anschlägen in Paris sagte er: "Offensichtlich gibt es einen Zusammenhang zwischen der Einwanderung und dem Terrorismus. Darüber braucht man nicht zu debattieren, das ist eine Tatsache."

"Danke Angela fürs Reinlassen dieser Terroristen"
Hungary's Prime Minister Viktor Orban holds a news conference with European Council President Donald Tusk at the European Council headquarters ahead of their meeting in Brussels, Belgium September 3, 2015. REUTERS/Eric Vidal

Im Streit über die Verteilung von Asylbewerbern in Europa hatte Orban kritisiert: "Die Quotenregelung verstreut nur den Terrorismus über Europa." Am 2. Oktober dieses Jahres will er die Ungarn über die EU-Quotenregelung per Referendum ablehnen lassen. Die Kampagne dafür läuft. Orban bekommt Beifall von der rechtspopulistischen FPÖ in Österreich, aber auch von AfD und Pegida in Deutschland.

Strache fordert "andere Ausländerpolitik"

Apropos FPÖ: Der Chef der Freiheitlichen, Heinz-Christian Strache, ist nicht unerwartet unzufrieden mit der Flüchtlingspolitik in Europa und lässt das seine fast 385 000 Fans auf seiner Facebook-Seite fast täglich wissen. Nach den Attentaten der vergangenen Tage schreibt der Rechtspopulist von einer illegalen Masseneinwanderung und einer gefährlichen Willkommenskultur.

"Danke Angela fürs Reinlassen dieser Terroristen"
ABD0078_20151104 - SPIELFELD - ÖSTERREICH: FPÖ Bundesparteiobmann Heinz Christian Strache am Mittwoch, 04. November 2015, an der Slowenisch-Österreichischen Grenze im Gebiet von Spielfeld. - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU

"Schluss mit der gemeingefährlichen Beschwichtigungspolitik. Seit Jahren warne ich vor dieser absehbaren radikal-islamistischen Entwicklung und Bedrohung." Nur ein radikaler Kurswechsel könne Europa wieder sicherer machen: "Der Terror in Europa zeigt, dass wir eine andere Ausländerpolitik brauchen. Die Politik der offenen Grenzen und der falschen Toleranz muss beendet werden."

Aus Sicht von Polens Innenminister Mariusz Blaszczak von der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) gibt es "keinen Zweifel daran, dass die Probleme, mit denen sich jetzt unsere Nachbarn rumschlagen, das Resultat einer jahrzehntelangen Migrationspolitik sind, das Resultat von Multikulti-Politik, das Resultat davon, dass eben jahrelang Emigranten aus dem Nahen Osten und Nordafrika aufgenommen worden sind, die sich nicht in die europäische Gesellschaft integrieren". Außenminister Witold Waszczykowski von der PiS betonte: "Die Versicherungen europäischer Politiker, deutscher Politiker, deutscher Behörden, dass Europa sicher sei, sind nicht gerechtfertigt."

Griechen halten sich zurück

Die Rechtspopulisten in Athen - die Unabhängigen Griechen unter Verteidigungsminister Panos Kammenos sind dort an der Regierung zusammen mit dem linken Premier Alexis Tsipras beteiligt - halten sich mit Vorwürfen zurück. Man scheint erleichtert, dass Merkel eine wesentliche Rolle zur Entlastung Griechenlands bei der Flüchtlingszuwanderung beigetragen hat. In griechischen Sicherheitskreisen heißt es zur starken Zuwanderung seit vergangenem Jahr: "Wie sollte man sowas stoppen können?"

Kommentare