Irak: Dutzende Tote bei Serie von Anschlägen

Blutige Anschlagserie: Die Hauptstadt Bagdad wurde von elf Autobombenanschlägen erschüttert.

Während der Feiern zum Abschluss des Fastenmonats Ramadan hat eine blutige Serie von Terroranschlägen den Irak erschüttert. Mindestens 64 Menschen seien am Samstag ums Leben gekommen, berichtete der US-Sender CNN unter Berufung auf Mitarbeiter des irakischen Innenministeriums. Mehr als 190 seien verletzt worden. Nach anderen Angaben starben sogar wenigstens 91 Menschen und etwa 300 wurden verletzt.

Allein in der Hauptstadt Bagdad wurden 50 Menschen getötet, berichtete der arabische Nachrichtensender Al Jazeera. Die Sprengsätze detonierten in vorwiegend von Schiiten bewohnten Stadtteilen.

Cafes, Restaurants, Märkte

Ziel der Anschläge seien Restaurants, Märkte und ein Freizeitpark gewesen, wo sich zum Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr) zahlreiche Menschen aufhielten, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Sicherheitskreisen. Die Gewalt in dem instabilen Land hat zuletzt wieder stark zugenommen.

Am Samstag hatte es zuvor bereits einen Anschlag mit zwei Toten und sechs Verletzten in einem sunnitischen Stadtteil Bagdads gegeben. Bei einem Selbstmordanschlag in Tuz Khurmato 175 Kilometer nördlich der Hauptstadt wurden zudem neun Menschen getötet und 48 weitere verletzt. In Nassiriya, 300 Kilometer südlich von Bagdad, wurden vier Menschen getötet.

Irak: Dutzende Tote bei Serie von Anschlägen
epa03819721 An Iraqi man walks at the site of a car bomb attack in Karbala city, southern Iraq, 10 August 2013. Media reports state that at least 50 people were killed and 140 wounded in a series of car bombings that rocked Baghdad and provinces in southern Iraq. EPA/ALAA AL-SHEMAREE
Bei einem Anschlag in der für Muslime heiligen Stadt Kerbala, hundert Kilometer südwestlich Bagdads, tötete eine Autobombe fünf Menschen.

Nahe Mossul im Nordirak wurde ein Armeevertreter in seinem Haus erschossen. Ein Behördenvertreter der Region Al-Nil südlich von Bagdad und sein Sohn wurden ebenfalls zu Hause von Bewaffneten überfallen und getötet.

Juli blutigster Monat seit fünf Jahren

Der Samstag zählte noch zu den Feiertagen rund um das Ende des Ramadan. In diesem Jahr war der islamische Fastenmonat, der in der zweiten Juliwoche begonnen hatte, im Irak von besonderer Gewalt geprägt. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP wurden mehr als 800 Menschen bei Anschlägen getötet. Die Vereinten Nationen haben den Monat Juli als blutigsten Monat seit fünf Jahren eingestuft, mehr als 1000 Menschen wurden demnach getötet.

Extremisten, die mit dem Terrornetzwerk El-Kaida in Verbindung gebracht werden, griffen während des Ramadan auch Cafés an, in denen sich Muslime zum abendlichen Fastenbrechen trafen. Auch Moscheen, in denen sich Gläubige zum abendlichen Gebet versammelten, wurden immer wieder Ziel von Anschlägen.

Sunniten vs. Schiiten

Die Konfliktlinie im Irak verläuft vor allem zwischen Sunniten und Schiiten. Bereits 2006 und 2007 hatten sich die Rivalitäten zwischen den Bevölkerungsgruppen in einem blutigen Konflikt entladen. Zuletzt begannen Ende 2012 massive Proteste von Sunniten, die sich angesichts der von Schiiten dominierten Regierung gesellschaftlich an den Rand gedrängt fühlen. Ende April gingen Sicherheitskräfte massiv gegen ein sunnitisches Protestcamp im Nordirak vor. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten wurden Dutzende getötet. Seitdem nahm die Gewalt im Land zu.

Außerdem sieht sich der Irak mit Gewalt des Terrornetzwerks Al-Kaida konfrontiert. Ende Juli hatten sich Al-Kaida-Anhänger zu gewaltsamen Gefängnisausbrüchen im Irak bekannt, bei denen hunderte Häftlinge flohen. Am vergangenen Montag verkündete die Regierung die Tötung von sechs Al-Kaida-Mitgliedern sowie die Festnahme von zehn weiteren.

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