Bangkok-Anschlag: Haftbefehl gegen Türken

Die thailändische Polizei konzentriert sich nun auf den Türken Emrah Davutoglu.
Bisher acht Verdächtige im Visier der thailändischen Behörden.

Nach dem Bombenanschlag mit 20 Toten Mitte August in Bangkok hat die thailändische Polizei am Mittwoch Haftbefehl gegen einen Türken erlassen. Dem Verdächtigen werde der Besitz von "Kriegsgerät" vorgeworfen, teilte Polizeisprecher Prawut Thavornsiri mit.

Bei dem Anschlag auf den Erawan-Schrein waren am 17. August 20 Menschen getötet und mehr als 120 weitere verletzt worden. Am folgenden Tag explodierte eine Bombe an einem Pier am Chao Phraya-Fluss, dabei kam niemand zu Schaden. Das Motiv für den Anschlag ist weiter unklar, die Ermittlungen kamen zunächst nur schleppend voran.

Insgesamt acht Haftbefehle

Der von der thailändischen Polizei gesuchte Verdächtige, dessen Namen mit Emrah Davutoglu angegeben wurde, soll sich derzeit gemeinsam mit seiner aus Thailand stammenden Frau in der Türkei aufhalten. Sie sollen ihre Wohnung an Verdächtige im Fall des Bombenanschlags auf den Erawan-Schrein vermietet haben. Insgesamt hat die thailändische Polizei Haftbefehle gegen acht Verdächtige erlassen, berichtete die Bangkok Post.

Der stellvertretende thailändische Polizeichef Chakthip Chaijinda sagte gegenüber Journalisten, die Ermittlungen in dem Fall hätten zu 70 Prozent Fortschritte gemacht. Am Samstag war im Bangkoker Viertel Nong Chok ein Mann festgenommen worden, der in seiner Wohnung zahlreich falsche Pässe, die Sprengstoffe TNT und C4 sowie Düngemittel gelagert hatte.

Hintergründe noch ungeklärt

Am Dienstag wurde ein Mann an der thailändisch-kambodschanischen Grenzefestgenommen. Er soll sich zum Zeitpunkt der Explosion im Bangkoker Geschäftsviertel Ratchaprasong aufgehalten haben, wo sich der Erawan-Schrein befindet. Der Verdächtige ist Ausländer und soll türkisch sprechen. Er soll Ähnlichkeit mit dem von einer Überwachungskamera gefilmten Bombenleger in einem gelben T-Shirt haben. Zudem seien seine Fingerabdrücke in dem Apartment gefunden wurden, in dem die Polizei Material zum Bombenbau sichergestellt hatte.

Zu den Hypothesen für die Hintergründe des Anschlags zählen Rivalitäten zwischen den verfeindeten politischen Lagern in Thailand, Bandenkriminalität, islamischer Fundamentalismus, Aktivitäten von Aufständischen aus dem Süden Thailands oder auch ein Racheakt für die Zwangsausweisung von Uiguren nach China.

Graue Wölfe im Visier

Thailand war im Juli unter Uiguren und Türken zur Zielscheibe von Racheakten geworden, weil die Behörden rund 100 illegal nach Thailand eingereisten Uiguren gegen ihren Willen nach China abschob. Die turksprachigen Uiguren werden nach Angaben von Menschenrechtlern in China verfolgt. Die Türkei hat zahlreichen Uiguren Zuflucht gewährt. Nach der Abschiebung warfen wütende Türken am thailändischen Konsulat in Istanbul Scheiben ein.

Nach Angaben des in Thailand ansässigen Sicherheitsexperten Anthony Davis war die rechtsextreme türkische Organisation Graue Wölfe (Bozkurtlar) bei den Übergriffen an vorderster Front dabei. Sie habe die Expertise für Bombenanschläge wie den in Bangkok, meinte er.

Mehr zum Thema

Bangkok: Fahndung nach Thailänderin und Mitbewohner

Thailand-Urlauber: "Wir hatten Angst um unser Leben"

Kommentare