Hochsicherheitszone Praterstern

Praterstern Lokalaugenschein
Ab sofort 24-Stunden-Kontrolle, mehr Streifen und Video-Überwachung am Kriminalitäts-Hotspot.

Afghanischen Asylwerber, die eine 21-Jährige zuerst mit dem Kopf gegen die WC-Schüssel gedrückt und die junge Frau dann vergewaltigt haben sollen.

Eine Schlägerei unter Iranern und Afghanen, bei denen ein Mann mit einem Messer verletzt wurde.

Zuletzt gingen rivalisierende Drogenbanden entlang der U6 aufeinander los, sie hatten das Suchtgift auch am Praterstern verkauft.

Der Verkehrsknotenpunkt kommt nicht aus den Schlagzeilen. Die Polizei bezeichnet den Platz mittlerweile als Kriminalitäts-Hotspot. 30 Beamte waren bisher täglich dort im Einsatz. Nach den zahlreichen Vorfällen verlagerte die Polizei den Einsatz ihrer Beamten in die Abendstunden hinein.

Doch jetzt wurden die Mittel für die Polizei vom Innenministerium erhöht, wie der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl gegenüber Wien heute erklärte. Seit Samstag gibt es daher am Praterstern eine "Aktion scharf".

Konkret heißt das: Die Polizisten werden zwischen 20.000 und 25.000 Überstunden pro Monat machen – mit der aktuellen Anzahl an Beamten, denn mehr Personal gibt es nicht.

Der Mehr-Einsatz trifft vor allem Polizisten aus der Leopoldstadt und der Brigittenau, aber auch die Wega, die Diensthundeabteilung, die Bereitschaftseinheit und die Einsatzgruppe Suchtmittel. Außerdem wird am Praterstern seit Samstag rund um die Uhr kontrolliert. Im Einsatz stehen zivile wie uniformierte Beamte. Im Zuge der Überwachung wird auch ein Video-Bus eingesetzt. "Die Täter, die mit Drogen dealen, sind vielfach gewaltbereit und leisten Widerstand gegen die Polizei", sagt Pürstl. Wie viele Beamte ab dem 1. Juni, also sobald das reformierte Drogengesetz greift, im Einsatz sein werden, wird noch eruiert.

Unterschiedliches Sicherheitsgefühl

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Die Meinungen jener, die täglich bei dem "Hotspot" unterwegs sind oder dort wohnen, sind geteilt. "Ich habe überhaupt keine Angst, es sind so viele Polizisten hier", sagt etwa ein Mann beim KURIER-Lokalaugenschein. Julia Nobis und Anna Langgruber sind am Mittwoch auch am Praterstern: "Wir haben keine Angst zu zweit, aber natürlich haben wir von der Vergewaltigung gehört und kennen die Probleme hier." Es scheint, als sei das objektive Sicherheitsgefühl vom Geschlecht abhängig. "Ich muss hier oft zur S-Bahn. Am Tag habe ich keine Angst, aber je später es wird, desto unangenehmer ist die Stimmung", sagt Pendlerin Ilse Duska.
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Eine junge Frau erzählt, dass sie bereits wiederholt von Betrunkenen angepöbelt wurde und sie es mittlerweile vermeidet, hier die U-Bahn zu nehmen: "Es wäre zwar näher für mich, aber das ist mir einfach zu viel Stress, wenn ich ständig aufpassen muss, was um mich herum passiert."

Karlheinz Hora, Bezirksvorsteher der Leopoldstadt, begrüßt die Aktion der Polizei. "Die Problematik hat sich zuletzt verschärft, wir konnten nicht mehr anders", sagt Hora und verweist auch auf die zahlreichen Sozialarbeiter, die am Praterstern unterwegs sind.

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