Wo bleiben die Forscherstars?

Spread of the coronavirus disease (COVID-19) in Berlin
Im Faktendschungel: Warum die heimischen Experten in der Coronakrise im Schatten der Politik geblieben sind.

In den vielen Lesermails an Redaktionen steht dieser Tage gerne im Betreff: „Anmerkungen zur COVID-Debatte (nicht Mainstream)“. Sehr oft sind es Wissenschafter jedweder Richtung, die da ihre Zweifel an den rigiden Regierungsmaßnahmen äußern, etwa an den „abenteuerlichen“ mathematischen Modellen, auf die sich der Bundeskanzler verließ. Und manche Artikel werden in den sozialen Netzen wie „heiße Ware“ herumgeschickt.

Das könnte auch daran liegen, dass sich in dieser Krise kein österreichischer Experte wirklich profilieren konnte. Die Politik bestimmt bei uns die Schlagzeilen. In Deutschland und den USA ist das anders, dort wurden Forscher zu Stars: Die Deutschen hängen an den Lippen des Virologie-Professors Christian Drosten. Und Anthony Fauci, oberster US-Gesundheitsexperte, macht Schlagzeilen. Was auch an seinem Präsidenten liegt, der ihn für seine Kritik feuern wollte, was sich nicht einmal Donald Trump leisten kann. Hätten die USA früher reagiert, hätten Menschenleben gerettet werden können, so Fauci. Gestern stellte Trump ein neues Beraterteam vor.

Im österreichischen Sozialministerium bei Rudolf Anschober gibt es dieses Beratergremium schon seit Wochen. Es besteht aus 17 Personen, u. a. Ärztekammerchef Thomas Szekeres, Meduni-Chef Markus Müller, Virologin Elisabeth Puchhammer und neuerdings der Leiterin der Bioethikkommission Christiane Druml. Zu einem heimlichen Star – aber erst nach seinem Abgang – avancierte Gesundheitswissenschafter Martin Sprenger. Er kritisierte (auf der Rechercheplattform Addendum) die Regierungsmaßnahmen, lobte aber gleichzeitig ihr entschiedenes Einschreiten. In dem Gremium soll er sich aber nie so laut zu Wort gemeldet haben.

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