Wo Erwerbstätige am stärksten vom Coronavirus betroffen sind

Wo Erwerbstätige am stärksten vom Coronavirus betroffen sind
Mehr als zwei Drittel der österreichischen Erwerbstätigen sind aktuell in erheblich bis sehr stark betroffenen Branchen tätig. Bundesländer und Branchen im Vergleich.

Die Corona-Krise und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben massive Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft. Es gibt kaum einen Bereich, der nicht betroffen ist. Mehr als zwei Drittel der österreichischen Erwerbstätigen sind aktuell in erheblich bis sehr stark betroffenen Branchen tätig. In Tirol und Salzburg ist die Betroffenheit am höchsten, das zeigt eine Analyse des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO).

Die Analyse des Forschungsbereichs Strukturwandel und Regionalentwicklung zeigt die regionalen Unterschiede der Betroffenheit und eine Abschätzung wie sehr die Wirtschaft in den Bundesländern betroffen ist.

Österreich gesamt

Rund ein Drittel der Erwerbstätigen in Österreich arbeitet in Branchen, die nach den Bewertungskriterien der Analyse ökonomisch nicht oder nur moderat von der derzeitigen Krisenphase betroffen sind. Ein Viertel der Erwerbstätigen ist demnach hingegen erheblich betroffen. 

Und ein weiteres Drittel arbeitet in stark bis sehr stark betroffenen Branchengruppen, also solchen, die ihre Geschäftstätigkeit derzeit maßnahmenbedingt nicht ausüben können. Damit arbeiten in Österreich rund 1,3 Millionen Erwerbstätige in Branchen mit starker oder sehr starker Betroffenheit.

Bundesländervergleich

Oberösterreich (23,8 Prozent) und Niederösterreich (26,4 Prozent) sind jene Bundesländer, in denen die wenigsten Erwerbstätigen von den Maßnahmen stark oder sehr stark betroffen sind. Hier sind vergleichsweise viele Menschen in der Industrie tätig und daher weniger stark betroffen als Menschen in anderen Branchen.

Die stärksten Auswirkungen spüren demnach Erwerbstätige in Tirol (34,4 Prozent) und Salzburg (33,2 Prozent). Hier arbeiten viele Menschen in den besonders stark betroffenen Branchen Tourismus, Kultur, Gastronomie und Hotellerie.

Trotz der teilweise beträchtlichen Unterschiede in den Wirtschaftsstrukturen der einzelnen Bundesländer zeigt sich bei allen - mit leichten Abweichungen - ein ähnliches Ergebnis. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass deshalb breitenwirksame wirtschaftliche Maßnahmen notwendig seien.

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Betroffenheit der einzelnen Branchen

Am stärksten von den Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus betroffen zeigt sich der Studie zufolge die Gastronomie- und Beherbungsbranche. Für die betroffenen Menschen ist es nahezu unmöglich, den verlorenen Umsatz noch nachzuholen. Sieben Prozent aller in Österreich Erwerbstätigen sind in der Gastronomie oder Hotellerie tätig, das sind ca. 325.000 Menschen.

Auch die mit rund 67.000 Betroffenen deutlich kleinere Kunst- und Kulturbranche leidet sehr stark unter der momentanen Situation, ebenso wie die Erwerbstätigen in Schulen und Universitäten (7,2 Prozent, 337.000 Betroffene).

Schwierig ist die Lage im Handel zu bewerten. Grundsätzlich ist vor allem der Einzelhandel einer der am stärksten von den Coronavirus-Maßnahmen betroffenen Wirtschaftsbereiche. Weil aber der Lebensmittelhandel sowie Apotheken weiterhin geöffnet haben und vor allem ersterer teilweise aufgrund der geschlossenen Gastronomiebetriebe Rekordumsätze verzeichnet, kann die Betroffenheit der Branche als Gesamtes nur als überdurchschnittlich bewertet werden. Zudem ist der Großhandel im Schnitt deutlich schwächer betroffen.

Der Agrarsektor liegt mit einem Anteil von rund 4,7 Prozent aller Erwerbstätigen auf seine Größe bezogen im Mittelfeld, vor allem im Osten Österreichs wächst seine Bedeutung aber - dort stellt er etwa sieben bis acht Prozent. In der derzeitigen Krise spielt vor allem die Landwirtschaft wegen der Versorgung der Bevölkerung eine zentrale Rolle, die ökonomische Betroffenheit sei aber der Studie zufolge als moderat einzustufen: Die Nachfrage nach Lebensmitteln ist gleichbleibend, die nach unverarbeiteten Lebensmitteln sogar gestiegen (durch das Wegfallen der Gastronomie).

Als gar nicht betroffen werden in der Studie die Öffentliche Verwaltung mit ihren 267.000 Beamten (5,7 Prozent), sowie das Gesundheits- und Sozialwesen ausgewiesen. Letzteres ist mit 10,5 Prozent aller Erwerbstätigen eine der größten Branchen in Österreich - hier arbeiten knapp 490.000 Menschen.

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