Venus: Neue Hinweise für außerirdisches Leben gefunden
Wer die Venus derzeit mit den eigenen Augen sehen will, sollte früh aufstehen: Am Morgenhimmel strahlt sie derzeit als hellster "Stern" am Himmel. Der erdnahe Planet, auch als Abend- bzw. Morgenstern bekannt, entwickelt sich darüber hinaus jedenfalls immer mehr zu einem heißen Kandidaten für Leben. Mittlerweile gibt es neue Erkenntnisse, die diese These untermauern.
Wie Mitte September berichtet, wurde Phosphin auf dem Himmelskörper nachgewiesen. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft gibt es nur eine Möglichkeit, wie dieses entstanden sein kann - es entstand nämlich als Nebenprodukt von mikrobiologischem Leben.
Dieser Fund wurde nun bestätigt, denn schon eine Messung im Jahre 1978 hatte ergeben, dass Phosphin in der Atmosphäre der Venus zu finden ist. Das haben nachträgliche Analysen der Messungen ergeben. Die NASA-Sonde Pioneer 13 hat das Phosphin gemessen, der Wert des Fundes wurde aber damals offenbar übersehen.
Aminosäure entdeckt
Doch nicht nur das, über ein Radioteleskop (ALMA) in der chilenischen Artacama-Wüste haben Forscher nun auch Glycin in der Atmosphäre der Venus nachgewiesen. Glycin ist eine der rund 500 bekannten Aminosäuren. Diese wiederum gehört zu jenen 20 Aminosäuren, die Teil des genetischen Codes sind. Der genetische Code ist bei allen Lebewesen in den Grundzügen mehr oder weniger gleich.
Die Forscher des Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) halten es für möglich, dass sich das Leben auf der Venus gerade erst entwickelt. In der Atmosphäre könnten sich jene Prozesse abspielen, die auch schon zu Beginn des Erdzeitalters Leben hervorgebracht haben.
Spannend ist jedenfalls auch: Das Glycin wurde ausgerechnet in der gleichen Höhe der Atmosphäre wie das Phosphin-Gas gefunden.
Leben auf der Venus direkt ist jedenfalls unmöglich, da sind sich alle Forscher einig. Die Temperatur beträgt dort 400 bis 500 Grad, auch der Druck ist gewaltig. Anders schaut es aber in einer Höhe zwischen rund 45 und 60 km aus, dort sind Temperaturen von knapp unter null bis rund 100 Grad zu finden. Dort könnten sich durchaus Mikroben vermehren.
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Ideen, Luftschiffe/Zeppeline dort hinzufliegen und die Atmosphäre näher zu untersuchen. Doch der Wettlauf um den Mars ließ die Venus in den Hintergrund geraten. In diesem Jahrtausend gab es nur drei Venus-Missionen (zum Vergleich: allein heuer wurden vier Marsmissionen gestartet, im gesamten Jahrtausend waren es bisher 22).
Erst vor wenigen Tagen bekam die Venus dennoch Besuch von einer irdischen Mission: Die japanische Raumsonde BepiColombo flog vergangene Woche in nur rund 10.000 km Entfernung an der Venus vorbei. Doch das war eher ein Nebenprodukt, eigentlich ist der Merkur das Ziel.
Die nächste Mission zur Venus ist erst 2023 von Indien geplant. Aufgrund der Funde der vergangenen Wochen überlegt die NASA derzeit aber, ob sie kurzfristig eine eigene Mission dorthin unternehmen könnte. "Es ist an der Zeit, der Venus den Vorrang zu geben", twitterte NASA-Chef Jim Bridenstine erst kürzlich.
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