"Es gibt nicht das eine Merkmal, auf das man achten sollte", sagt Kandlbauer. Sie rät vielmehr, den Blick auf den Nachwuchs zu lenken. "Die Kriterien für eine gute Schule orientieren sich am Kind." Ist es zurückhaltend, macht es Sinn auf eine überschaubare Größe zu achten. Nimmt es gerne Nachmittagsangebote in Anspruch, ist eine größere Einrichtung die bessere Wahl. "Hat es einen Hang zum Musikalischen, aber zwei linke Füße, wird es im Sportgymnasium nicht glücklich werden. Da kann die Schule noch so toll sein", bringt es Kandlbauer auf den Punkt.
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Kinder lernen unterschiedlich
Kinder bevorzugen unterschiedliche Umgebungen und Anreize, wenn es ums Lernen geht. "Es gibt Schulen, die projektbasierter arbeiten und mehr freies Lernen anbieten. Und es gibt andere, in denen mehr Frontalunterricht und wenig Fächerübergreifendes am Programm stehen. Beides hat seine Berechtigung. Wichtig ist, dass das Lernklima zum Kind passt." Privatschulen sind, auch das betont Kandlbauer, nicht automatisch die bessere Wahl. "Es gibt tolle öffentliche Schulen und genauso private, wo sich Kinder nicht wohlfühlen."
Eltern sollten Vorauswahl treffen
Für die Wahl der richtigen Bildungseinrichtung sollte man genügend Zeit einplanen. "Am besten man hört sich ein bis zwei Jahre vor Schuleinstieg oder -wechsel um und erfragt Erfahrungen bei anderen Familien." Kleinere Kinder sollten nicht zu früh in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. "Das kann überfordernd werden. Am besten man trifft eine Vorauswahl und sieht sich mit Kind gezielt zwei bis drei Schulen an."
Bei Tagen der offenen Türen haben Eltern und Kinder die Möglichkeit, verschiedene Schulen kennenzulernen. Einen Eindruck vom Schulklima und der Lernatmosphäre zu gewinnen, dem Lehrpersonal und nicht zuletzt den anderen Kindern und Eltern.
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Was Kandlbauer allgemein beobachtet: "Früher lag der Fokus auf dem Funktionieren in der Schule. Heute wird Wert darauf gelegt, dass es dem Kind auch gut geht." Eine erfreuliche Entwicklung, findet die Beraterin. "Wenn Kinder lernen, dass auf ihre Bedürfnisse geachtet wird, bekommen sie später – zum Beispiel im Berufsleben – selbst ein Gespür dafür und können sich besser daran orientieren."
Schulwechsel kann manchmal sinnvoll sein
Auch wenn man sich intensiv mit der Schulwahl auseinandersetzt, kann es passieren, dass der Nachwuchs dort letztlich unglücklich ist. Kandlbauer warnt vor voreiligen Entschlüssen: "So eine Situation verlangt viel Fingerspitzengefühl. Man sollte sich erst auf die Suche nach der Wurzel des Problems begeben. Im Gespräch mit dem Kind, aber auch den Lehrerinnen und Lehrern oder dem schulpsychologischen Personal."
Fühlt sich das Kind in der ganzen Klasse unwohl, sei das problematischer, "als wenn nur die Mathe-Note belastet, oder die vielen Hausübungen". Lassen sich die Probleme nicht beheben, sollte man vor einem Schulwechsel nicht zurückschrecken. "Manchmal ist tatsächlich die Umgebung schuld. Dann kann ein Neustart Wunder wirken."
Die Schule ist und bleibt ein prägender Puzzlestein im Leben. "Das heißt freilich nicht, dass dort alles friktionsfrei laufen muss", sagt Kandlbauer. Auch Frustrationstoleranz will in der Schule gelernt werden.
Kinder müssen nicht alles an der Schule lieben. "Sie sollten aber in und außerhalb der Schule einen fröhlichen und ausgeglichenen Eindruck machen."
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