Rote Gräben anno dazumal: Die verschiedenen Flügel der Genossen

Rote Gräben anno dazumal: Die verschiedenen Flügel der Genossen
Rechts gegen links, jung gegen alt, Stadt gegen Land, Intellektuelle gegen Arbeiter: In der Sozialdemokratie gab es immer Konflikte, die sich an verschiedenen Themen entzündeten.

Im Jahr 1919 waren die Sozialdemokraten in der Bredouille: Etwa 25.000 Flüchtlinge waren in den Nachkriegswirren nach Wien gekommen. „Und schon damals stand die Sozialdemokratie vor dem Problem, wie man sich dazu verhält“, sagt der Historiker Georg Spitaler. „Antisemitismus und Ablehnung von Zuwanderern waren damals noch stärker als heute. Eine Strategie war, es selbst gar nicht zu thematisieren.“

Albert Sever, erster roter Landeshauptmann von Niederösterreich (damals noch inklusive Wien), entschied sich für einen anderen Weg: Im September 1919 unterschrieb er einen Erlass, der auf die Ausweisung aller Flüchtlinge abzielte. „Dazu kam es zwar nie, aber es war ein berüchtigter sozialdemokratischer Sündenfall“, erzählt Spitaler, als er an diesen frühen Grabenkampf innerhalb der Genossen erinnert: „Wie geht eine SP mit der Rechten um, das war schon im Roten Wien Thema.“

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