Wann Frauen auf die Barrikaden gingen
Tremate, tremate, le streghe son tornate! („Zittert, zittert, die Hexen sind zurückgekehrt!“). So sangen die Frauen in Rom Ende der 1960er. In den USA verbrannten Aktivistinnen öffentlich ihre BHs. Und in Amsterdam kniffen die „Dollen Minnas“ Männer in den Po. „Wir sind die Frauen-Befreiungsfront!“ riefen Rebellinnen von New York bis Berlin. Schriftstellerinnen wie Simone de Beauvoir („Das andere Geschlecht“) hatten in den Jahren davor das Feld bereitet und ein modernes Frauenbild entworfen: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird dazu gemacht“, postulierte sie. Und in den späten 1960er-Jahren begannen ihr die Frauen im Westen zu glauben.
Jetzt ist es den jungen Iranerinnen ebenfalls zu viel geworden. „Jin, Jîyan, Azadî“ („Frau, Leben, Freiheit“) skandieren sie seit Wochen und protestieren so gegen den Schleier, das Erb-, Ehe- und Reiserecht, das sie benachteiligt, einfach weil sie weiblich sind.
Bis zur Aufklärung schienen Revolution und Barrikadenkämpfe eindeutig Männersache zu sein. Frauen waren nur Zaungäste. Mit der Französische Revolution von 1789 begann sich die politische und gesellschaftliche Struktur aufzulösen. „Frauen waren im Laufe der Geschichte bei sozialen Aufständen immer dabei. Oft sogar führend“, weiß die Historikerin Gabriella Hauch.
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