Psychologie: Was Klopapier-Horter bewegte

A man holds toilet paper in a supermarket in Vienna
Fotos von Hamsterkäufen avancierten im März zum Symbolbild der Corona-Pandemie.

Forschung. Es schützt nicht vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus – und sichert im Krankheitsfall nicht das Überleben. Dennoch war Klopapier zu Beginn der Pandemie gefragter denn je. Bilder aus aller Welt zeigten Mitte März Kunden, die mit massenhaft Material fürs WC Geschäfte verließen.

Doch wie lassen sich diese Hamsterkäufe psychologisch erklären? Das haben sich Forschende der Universität St. Gallen, der Universität Münster und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig angesehen. Die Erkenntnisse haben die Forscherinnen und Forscher im Fachblatt PLOS ONE veröffentlicht.

Konsum und Persönlichkeit

Knapp 1.000 Personen aus 22 Ländern nahmen bereits Ende März per Fragebogen an der Studie teil. Dabei wurde der private Toilettenpapier-Konsum erhoben, wie oft konkret zwischen 23. und 29. März Klopapier gekauft wurde – und inwieweit diese Mengen ungewöhnlich waren. Die Probanden trugen unter anderem auch ein, wie sehr sie die Virus-Pandemie als Bedrohung empfanden. Komplettiert wurde die Erhebung durch einen Persönlichkeitstest.

Wenig überraschend zeigte sich deutlich, dass die subjektive Einschätzung der Bedrohlichkeit des Erregers das Bunkern am stärksten förderte. Je mehr sich die Befragten vor SARS-CoV-2 fürchteten, desto häufiger und mengenmäßig mehr Klopapier kauften sie. Einen ähnlichen Effekt schien das Persönlichkeitsmerkmal "Emotionalität" zu haben: Menschen, die häufig Ängste verspüren, sich verstärkt Sorgen machen, allgemein empfindsamer und mitfühlender sind, investierten ebenfalls großzügiger in WC-Papier. Besonders gewissenhafte Menschen, die Ordnung und Kontrolle bevorzugen, schienen sich mit Käufen im Übermaß ebenso gegen das Ungewisse zu wappnen.

Keine unsoziale Aktion

Wir erinnern uns: Appelle an die Solidarität der Horter blieben im März erfolglos – die Studie belegt, warum: Zwischen den Hamsterkäufen und dem Persönlichkeitsmerkmal "Ehrlichkeit-Bescheidenheit" ließ sich kein Zusammenhang nachweisen. Menschen mit einer hohen Ausprägung sind aufrichtig, kaum manipulativ, haben kein Interesse an verschwenderischem Luxus und erheben auch keinen Anspruch auf einen erhöhten sozialen Status. Heißt: Sie nehmen Rücksicht auf andere. Beim Hamsterverhalten schien das allerdings keine Rolle zu spielen.

Was heißt das im Umkehrschluss? Aus ihren Erkenntnissen folgern die Autoren, dass "geringes Angstempfinden und geringer Planungsdrang die besten psychologischen Schutzfaktoren sind, um in Zeiten einer Gesundheitskrise keine irrationalen Vorräte anzuhäufen".

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