Nicht nur Fettreserven von Zugvögeln bestimmen Langstreckenflug

Nicht nur Fettreserven von Zugvögeln bestimmen Langstreckenflug
Weniger als bisher gedacht hängt es von den Fettreserven ab, wie weit Vögel reisen können.

Zugvögel bewältigen bekanntlich unglaublich weite Flugstrecken vermeintlich mühelos und verbringen dabei entsprechend lange Zeitabschnitte ohne Pause in der Luft. Dabei greifen sie vor allem in den ersten Stunden auch stark auf Proteine zurück, zeigt eine neue Studie mit in einem Windkanal fliegenden Vögeln im Fachblatt PNAS.

Die Forscher schließen daraus, dass es weniger als bisher gedacht großteils von den Fettreserven abhängt, wie weit die Vögel reisen können.

In der Regel geht die Wissenschaft davon aus, dass es die Fettreserven von Zugvögeln sind, die darüber entscheiden, wie weit es die Tiere in einer Etappe ihrer mitunter mehrere tausend Kilometer weiten Reisen schaffen, schreibt das Team um Erstautor Cory Elowe von der University of Massachusetts (USA), dem auch Julia Slezacek vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien angehörte, in seiner Arbeit.

Dass nebenbei auch auf Eiweiße (Proteine) zurückgegriffen wird, wurde bereits lange angenommen, jedoch ging man bisher davon aus, dass aus dieser "Treibstoffquelle" nur ein geringer, aber kontinuierlicher Anteil kommt.

Verkleinerte Flugmuskeln

Ob das so auch Sinn macht, hat das Team anhand von mehreren Exemplaren der in Nordamerika heimischen Streifenwaldsänger (Setophaga striata) und ihren engen Verwandten, den Kronenwaldsängern (Setophaga coronata), überprüft. Dazu ließen die Forscher die Tiere in einem Windkanal bis zu 28 Stunden nonstop fliegen.

Während der bis zu 15 Zentimeter lange Streifenwaldsänger ein Weitwanderer unter den Vögeln ist, ist der ähnlich kleine Kronenwaldsänger eher der Kurzstrecken-Wanderer.

Wie Vertreter beider Arten auf die Flugstrapazen in künstlicher Umgebung reagieren, überprüften die Wissenschafter nach den Flügen indem sie den Fettanteil und den Energieverbrauch der Tiere maßen. Drei Streifenwaldsänger absolvierten den kompletten 28-Stunden-Flug - und stellten damit laut den Forschern einen neuen Rekord für einen durchgehenden Flug im Windkanal auf.

Die drei Marathon-Flieger landeten danach mit relativ wenig verringerten Fettreserven, aber verkleinerten Flugmuskeln, was auf höheren Proteinabbau hinweise, heißt es in der Arbeit. Über beide Vogelarten hinweg offenbarte sich ein überraschend ähnliches Bild mit recht kontinuierlichem Fettverbrauch und "hohen Raten an Proteinverlusten" vor allem am Beginn der Flüge, die mit der Zeit aber stark zurückgingen.

Dem Team zufolge sollte künftig anders über die Mechanismen hinter den tierischen Langstreckenflügen nachgedacht werden. Offenbar seien nicht nur die Fettreserven quasi die Haupttreibstoffquelle der Vögel, sondern auch der Proteinabbau dürfte ein begrenzender Faktor für die Flugdauer sein.

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