Denn der Klimawandel verändert das Zuggeschehen der Vögel. Und weil die Kuckucke bereits früher als noch vor 40 Jahren in der heimischen Landschaft eintrudeln, könnten sie künftig nicht mehr die optimalen Voraussetzungen für ihre Schummeleien vorfinden. Auch die sogenannten Wirtsvögel, deren Nester und Brutpflegefertigkeiten der Kuckuck nutzt, brüten mittlerweile früher. Das fein kalibrierte Nutznießer-System des Kuckucks droht aus dem Gleichgewicht zu geraten.
Besonders beliebt bei den Kuckuck-Weibchen sind die mühevoll gebauten Brutstätten von Rohrsängern, Rotkehlchen, Bachstelzen, Zaunkönigen, Heckenbraunellen, Wiesenpiepern oder Hausrotschwänzen. Letztere beginnen, einer neuen Kärntner Studie zufolge, innerhalb von 40 Jahren pro Dekade nochmals durchschnittlich sieben bis acht Tage früher mit dem Brutgeschäft. „Der Hausrotschwanz legt damit auch früher seine Eier ab“, erklärt Andreas Kleewein von BirdLife Kärnten. „Wenn der Kuckuck kommt, zu balzen beginnt, sich paart und sein Ei schlussendlich in das Nest des Wirtsvogels ablegt, hat der seine eigenen Eier schon tagelang bebrütet.“ Das Ei des Kuckucks kann dann nicht mehr bis zum Ende bebrütet werden – „die Jungvögel des Wirts schlüpfen, das Ei des Kuckucks bleibt liegen“, erläutert Kleewein.
Das könnte den europaweit ohnehin bereits rückläufigen Bestand potenziell weiter dezimieren. In den vergangenen 40 Jahren ist er um ein Viertel geschrumpft. Neben der Nestproblematik setzen die zunehmende Flächenversiegelung, das Austrocknen feuchter Lebensräume und der Verlust von Landschaftselementen in den heimischen Brutgebieten sowie in den afrikanischen Überwinterungsgebieten dem Kuckuck zu. Immerhin: Aktuell sind die Bestandszahlen – in Österreich leben zwischen 100.000 und 150.000 Kuckucke – relativ stabil. Entwarnung kann dennoch nicht gegeben werden. „Es hat sich schon oft gezeigt, dass bestimmte Vogelarten binnen kurzer Zeit in ihrem Bestand einbrechen können“, bekräftigt Kleewein.
Es gibt auch gute Nachrichten: „Erfreulich“, betont Kleewein, „ist, dass sich Tierarten wie der Hausrotschwanz an den Klimawandel anpassen, indem sie das Brutgeschäft so starten, wie es die Temperaturen zulassen.“ Der Kuckuck brauche jedoch etwas länger, um sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen. „Eventuell kann er sein Zugverhalten nicht schnell genug anpassen, um seine Eier noch rechtzeitig ins Nest der Wirtsvögel zu schmuggeln. Somit könnte er möglicherweise zum Verlierer der Klimakrise werden.“
Beim Kuckuck ist übrigens nicht nur das Timing wichtig: Jedes Kuckucksweibchen ist auf eine einzige Wirtsvogelart spezialisiert, deren Eier täuschend ähnlich nachgeahmt werden. Von den Sprenkelungen bis zu den Färbungen: „Das Ei des Kuckucks ist nahezu ident mit dem des Wirtsvogels – wodurch dieser das fremde Ei nicht als solches erkennt“, schildert Kleewein.
Stehen gewisse Nester nicht mehr zur Verfügung, gefährdet das die Mogelpackung nach Maß. Allerdings: „Der Kuckuck parasitiert bei vielen Vogelarten“, sagt Kleewein. Noch gebe es ausreichend Ausweichmöglichkeiten.
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