Kriegsmatura: Die Burschen wurden um den Abschluss betrogen

Kriegsmatura: Die Burschen wurden um den Abschluss betrogen
Epidemien, Krisen- und Kriegszeiten führten auch früher schon zu Schulschließungen. Auch Reifeprüfungen in abgespeckter Form gab es in Kriegszeiten häufig.

Peter Alexander und Loriot machten es, genauso wie Dietmar Schönherr oder der Schriftsteller Sigfried Lenz: Sie absolvierten eine Kriegsmatura bzw. ein Notabitur. Mit der abgespeckten Version der Matura, wie sie der Corona-Jahrgang machen durfte, hat dies allerdings wenig zu tun.

Alan Ross, Historiker am Institut für Bildungswissenschaften der Uni Wien, erläutert, warum: „Die Kriegsmatura hatte einen anderen Hintergrund: Man brauchte die Männer für die Front und machte ihnen dafür Versprechungen.“ Leere Versprechungen, wie sich nach dem Krieg herausstellen sollte. Denn die jungen Männer glaubten, dass diese Matura gleich viel wert sei, wie eine herkömmliche. Doch weit gefehlt.

Als sie wieder zu hause waren, stellten die Männer häufig enttäuscht fest, dass ihr Zeugnis von damals nichts wert war. „Oft wurden die Kriegsheimkehrer wieder in reguläre Schulklassen geschickt – da saßen dann Pubertierende neben 25-jährigen Männern“, berichtet Ross. Ans Studium war erst zu denken, wenn man die Reifeprüfung in einem der vielen Nachholinstitute machte, was zum Beispiel Loriot gelang. „Doch vielen war es aus ökonomischen Gründen nicht möglich“, erzählt Ross. „So verschärften sich die sozialen Ungleichheiten. Das ist wohl die einzige Parallele zur derzeitigen Situation.“

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