Wie die Gerüchteküche so hochkochen konnte
Wolf zeichnete am Montag bei einer Pressekonferenz kurz nach, wie die Gerüchteküche so hochkochen konnte. Anfangs habe es noch „stille Post“ gegeben: „Was genau steckt denn hinter dieser Krankheit?“ In einer zweiten Phase seien dann „pseudowissenschaftliche Meldungen“ aufgetaucht. „Das waren konträre Aussagen von ein paar Medizinern. Die wurden aber von der Community so aufgeblasen, dass sie für einige Menschen omnipräsent oder gleichwertig zu validen Aussagen wirkten“, skizziert Wolf.
In einer dritten Phase seien dann endgültig die „Verschwörungsmythen“ aufgetaucht. „Solche Mythen spielen mit Bildern. Sie benutzen bestimmte Schlagworte, die in den Köpfen sofort Bilder erzeugen“, so Wolf. Mittlerweile stünden wir schon in der vierten Phase, jener der „Gewalt“: Mediziner und Wissenschafter bekommen laut mimikama immer häufiger Drohbriefe.
Schlagzeilen und Scherze
Aber nicht nur solche Mythen machen die Kommunikation im Internet schwierig. „Viele lesen nur noch Überschriften und Unterzeilen“, sagt Wolf. Der Kontext zur richtigen Einordnung der Schlagzeile fehlt ihnen dann. Auch die sogenannte „Trollerei“ kann negative Folgen haben. „Manche Menschen wollen sich mit Falschinformationen einen Spaß machen und lachen dann darüber, wenn andere sie glauben“, erklärt Wolf. Auf einen solchen „Troll“ gehe unter anderem auch der Mythos, das Coronavirus würde über Mobilfunkwellen verbreitet, zurück. „Wenn solche Scherze aber dann wirklich Leute dazu bewegen auf die Straße zu gehen, haben wir ein Problem.“
Wie kann man sich selbst vor solchen Falschinformationen schützen? Stichwort: Medienkompetenz. Wichtig ist, seine Quellen zu kennen. Ein Blick ins Impressum einer Webseite kann oft schon Aufschluss über Transparenz und Vertrauenswürdigkeit geben. Um eine Info weiter zu prüfen, empfiehlt es sich, auch nach vergleichenden Berichten zu suchen. Berichten andere auch darüber? Auf welche Quellen stützen sich diese Berichte jeweils?
Was man in so einer Diskussion auch nie vergessen sollte: Meinungen und falsche Informationen sind nicht dasselbe. Etwas nicht schön oder nicht gut zu finden, bleibt jedem und jeder selbst überlassen. Unwahrheiten rechtfertigt das aber nicht. Damit könne man auch leicht einem Dritten zu nahe treten.
„Aberglauben ist abzustellen“
Verschwörungstheorien und Mythen sind aber keine Erfindung des Internet-Zeitalters. Mitte des 18. Jahrhunderts glaubten beispielsweise viele Menschen an die Existenz von Vampiren. Schon Maria Theresia war der Ansicht, „Der Aberglauben ist abzustellen“ und formulierte im Jahr 1755 einen Erlass mit diesem Titel – auch als „Vampirerlass“ bekannt.
Falls es Probleme mit „Gespenstern oder Hexereien“ gäbe, sollte man das bei der Politik anzeigen, damit der dahinterstehende Betrug aufgedeckt und bestraft werden kann.
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