Und dann kam Greta. Lange wurde den jungen Generationen vorgeworfen, für nichts zu stehen – nun kämpfen sie gemeinsam für eine bessere Welt und mehr Nachhaltigkeit. Binnen kurzer Zeit, nachdem Thunberg vor dem Schwedischen Reichstag einen „Schulstreik fürs Klima“ ausrief, formte sich eine weltweite Bewegung Gleichgesinnter. Die 10er-Jahre haben unser Bewusstsein für die Umwelt und das Miteinander geschärft – der Klimawandel und seine Auswirkungen waren in der Forschung zwar bereits bekannt, nun ist das Thema in den Köpfen der Gesellschaft angekommen.
Aber: Was ändert sich jetzt? Globale Lösungen werden gesucht, doch schwer gefunden – zu groß sind Interessenunterschiede. Für Trendforscher Tristan Horx liegt der Schlüssel vielmehr im Begriff „glokal“, also einer Mischung aus lokalen und globalen Aktionen. Die Palette kann von visionären Stadtprojekten wie Fassadenbegrünungen (die größte Europas wächst derzeit in London) bis hin zu Regelungen in den Bereichen Mobilität und Energie reichen. Dass Autos aber von den Straßen verschwinden und wir mit „Zero Waste“ auskommen, ist unwahrscheinlich, und auch im Reiseverkehr wird sich aller Voraussicht nach nicht rasend viel verändern: Experten rechnen sogar mit einer Verdoppelung der Flug-Passagierzahlen bis 2040. Die Sorge ums Klima und die Flugscham werden die Zahlen wohl kaum bremsen können.
Dafür zeigt die Debatte ein Umdenken in vielen anderen Bereichen unseres Lebens: Nachhaltigkeit gewinnt in der Lebensmittelproduktion an Bedeutung, regionale Produkte sind gefragt. Und in der Modebranche hat Stella McCartney bereits im Jahr 2001 vorgezeigt, wohin die Reise gehen könnte: Die Designerin setzt seit der Gründung ihres Unternehmens auf vegane Materialien. Taschen aus Kunstleder oder Daunenjacken aus Blumen: Immer mehr Marken setzen inzwischen auf nachhaltige Produktion. Anna Wintour, legendäre Vogue-Chefin und eine der wohl mächtigsten Frauen in der Modeindustrie, rief zuletzt zu Nachhaltigkeit in der Mode auf und nennt genau das als einen der großen Trends für die 20er-Jahre.
Die Medizin hat uns indes Entdeckungen wie die Genschere oder die Immuntherapie gebracht – der technologische Fortschritt und die Ambitionen in der Forschung lassen vermuten, dass wir ab 2020 mit weiteren Höhepunkte neu geschaffener Behandlungsmethoden rechnen können.
Vielleicht ist es die omnipräsente Debatte zum Klimaschutz, das gemeinsame Rebellieren für oder gegen etwas, das auch das Lebensgefühl unserer 20er-Jahre prägen wird. Menschen finden sich über soziale Netzwerke, aber rücken auch im echten Leben zusammen. Die vergangenen Jahre standen im Zeichen von Selfie-Boom und Selbstinszenierung – künftig werden Bilder alleine aber nicht reichen, es geht um die Botschaft. Das zeigte sich bereits als Conchita den Song Contest gewann, der Bart war mehr als nur ein Aufreger – er hat für einen Diskurs in Sachen Toleranz gesorgt.
Zusammenfassend wird es in einer immer modernen Welt mit immer ausgereifteren technischen Möglichkeiten also künftig vor allem darum gehen, welche Werte wir forcieren – und wie wir sie verfolgen.
Kommentare