Ängstliche Hündin, aggressiver Rüde: Wie sich Hunde verhalten

32 Prozent der Hunde sind übermäßig geräuschempfindlich.
Eine Befragung finnischer Haustierhalter zeigt: Fast drei Viertel aller Hunde sind verhaltensaufflällig. Das Erbgut spielt mit.

Ständiges Bellen, extreme Scheu oder Aggressionen – viele Hunde leiden unter Verhaltensauffälligkeiten. Eine Befragung finnischer Haustierhalter ergab nun, dass fast drei Viertel aller Tiere betroffen sind. Die Ergebnisse der Studie zeigten zudem, dass es große Unterschiede zwischen den Rassen gibt. Vermutlich spielen Gene eine wichtige Rolle.

Manche Vierbeiner sind sehr scheu, geräuschempfindlich oder aggressiv, andere bellen beim geringsten Anlass oder zeigen Verhaltensauffälligkeiten, z.B. jagen sie ihren eigenen Schwanz. Laut Milla Salonen von der Universität Helsinki und ihren Kollegen ähnelt letzteres einer Zwangsstörung, wie sie auch bei Menschen vorkommt – sogar auf neurochemischer Ebene. Anstatt in Therapie landen viele verhaltensauffällige Hunde allerdings im Tierheim, weil sie für Besitzer zu anstrengend werden oder als öffentliche Gefahr gelten.

Detaillierte Fragebögen

Um herauszufinden, wie weit verbreitet solche Verhaltensstörungen tatsächlich sind, haben die Forscher in Finnland eine landesweite Befragung durchgeführt. 13.715 Hundehalter haben die Bögen ausgefüllt. Die Hündinnen und Rüden waren zwischen zehn Monaten und 18 Jahren alt, darunter Mischlinge und Rassetiere, rund 30 Prozent von ihnen waren kastriert. Gefragt wurde nach Verhaltensstörungen, die Hunde oft betreffen: Geräuschempfindlichkeit, Angst, Angst vor Oberflächen, Impulsivität/mangelnde Aufmerksamkeit, Zwangsverhalten, Aggressionen und Trennungsängste.

Mehr als 70 Prozent der Hunde auffällig

Die Auswertung zeigte: 72,5 Prozent aller Tiere sind von mindestens einer der sieben Auffälligkeiten betroffen. 32 Prozent sind geräuschempfindlich. 29 Prozent haben Ängste - vor anderen Hunden (17 Prozent), vor Fremden (15 Prozent) und neuen Situationen (elf Prozent). Vergleichsweise seltener sind Aggressionen (14 Prozent) und Trennungsängste (fünf Prozent). Viele Tiere sind mehrfach betroffen. Es gibt auch Geschlechtsunterschiede: Weibchen sind eher ängstlich, Männchen aggressiv. Viele Störungen verstärken sich im Alter.

Die Gene spielen mit

Die Verhaltensauffälligkeiten dürften auch mit den Rassen zu tun haben, vermuten die Wissenschafter. Denn zwischen denen gibt esgroße Unterschiede. So verhalten sich etwa mehr als zehn Prozent aller Zwergschnauzer gegenüber Fremden aggressiv, bei den Familienhunden Labrador Retriever hingegen weniger als ein Prozent.

Auch beim Zwangsverhalten finden sich rassetypische Eigenheiten. So jagen fast zehn Prozent aller Staffordshire Bullterrier ihrem eigenen Schwanz hinterher. Border Collies hingegen starren häufig und schnappen nach Fliegen. Das könnte etwas mit ihren angestammten Aufgaben zu tun habe. Sie halten ihre Herde mit Blicken in Zaum. Von anderen Auffälligkeiten sind die intelligenten Hütehunde kaum betroffen.

Schlechte Erfahrungen fließen ein

Die Eigenheiten bestimmter Rassen müssen aber nicht immer die Ursache der Probleme sein, schreibt das Team. So leiden etwa Mischlingshunde besonders häufig unter Trennungsängsten: Lässt man sie allein zuhause, urinieren sie beispielsweise auf den Boden oder zerstören etwas. Das könnte an schlechten Erfahrungen liegen. Denn viele Mischlinge stammen aus Tierheimen, auch in diesem Datensatz.

Zuchtstrategien ändern

Auch wenn sich nicht alles durch gezielte Zucht beseitigen lässt, plädieren die Studienautoren dafür, die Verhaltensauffälligkeiten bei der Vermehrung zu berücksichtigen. Erklärtes Ziel: Es soll den Haustieren und ihren Besitzern besser geht.

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