Besonders Stress und hohe Erwartungen setzen Partnerschaften zu, wie im vergangenen Jahr eine Erhebung des Social-Media-Riesen Facebook nahelegte: An keinem Tag änderten so viele Nutzer ihren Beziehungsstatus von „In einer Beziehung“ auf „Single“ wie am 11. Dezember. Ausgerechnet.
Gute Planung
Dass die Weihnachtszeit Beziehungen auf die Probe stellen und sogar beenden kann, zeigte sich auch in einer groß angelegten US-Studie, die den Zeitpunkt von Scheidungen untersuchte. Über alle Bundesstaaten hinweg ließen sich die meisten Ehepaare im September und März scheiden, was die Forscher auf die vorangegangenen Sommer- und Weihnachtsferien zurückführen.
„Das Fest der Liebe soll harmonisch und schön sein, oft ist es aber purer Stress. Da sind Spannungen vorprogrammiert“, weiß die Paartherapeutin Birgit Fehst. Sie berät (Ex-)Liebende in ihrer Praxis und gibt auf der Video-Plattform TikTok regelmäßig Ratschläge zum Thema Beziehung. „Im Jänner sind die Paartherapiepraxen doch schon ordentlich voll“, erzählt sie. Was können Paare tun, um krisensicher durch den Dezember zu kommen?
„Das kommt natürlich auf die äußeren Umstände an. Frisch verliebt zu zweit ist ein ganz anderes Szenario als eine Ehe mit vier Kindern“, schickt Fehst voraus. „In allen Fällen helfen aber gute Absprachen und eine gute Arbeitsteilung. Die Frischverliebten sollten wissen, wie der Umfang der Geschenke sein soll, und Familienbesuche gut planen. Auch ein Familienbesuch vor oder nach den Feiertagen ist eine gute Alternative, um Weihnachten dann zu zweit zu feiern, was die Beziehung auf jeden Fall stärken kann.“
Weihnachten mit Kindern als Stressprobe
Auf Paaren mit Kindern lastet für gewöhnlich eine große Arbeitsbelastung: Geschenke müssen gekauft, das Essen muss organisiert und zubereitet werden. In einer deutschen Studie von 2023 stellte sich heraus, dass Menschen zwischen 30 und Anfang 40 Weihnachten am stressigsten empfinden, weil in diesem Alter häufig mit kleinen Kindern gefeiert wird. Auch bei den Geschlechtern gab es Unterschiede: Ein Viertel der Frauen verbindet Weihnachten mit Stress, jedoch nur ein Fünftel der Männer.
Erwartungen hinterfragen
Denn oft sind es immer noch die Frauen, die den „Weihnachtszauber“ innerhalb der Familie managen sollen – eine (zumeist unsichtbare) Aufgabe, die mit einer großen mentalen Belastung, dem sogenannten Mental Load, einhergeht. „Die Männer sind zum Beispiel oft wenig beteiligt an der Auswahl und der Besorgung der Geschenke“, berichtet die Paartherapeutin. „Beim Kochen gibt es allerdings inzwischen auch viele Herren, die das Zepter in der Hand halten. Es muss definitiv nicht alles gleichermaßen aufgeteilt, aber darüber gesprochen und Lösungen gefunden werden. Eine gute Planung im Vorfeld darüber, wer was macht, ergibt viel Sinn.“
Sinnvoll ist es auch, sich von Erwartungen zu befreien, rät die Beziehungsexpertin. Dazu gehört, das transportierte Idyll in Weihnachtsfilmen und -werbespots zu hinterfragen. Nicht nur der oft dargestellte Schnee vermittelt ein verzerrtes Bild von der Realität: „Die meisten Weihnachtsfilme sind extrem leichte Kost mit Happy End, man kann sich damit in der Vorweihnachtszeit oder an den Feiertagen mit einem Keks in der Hand berieseln lassen“, sagt Fehst. „Aber das Vier-Gänge-Menü ohne Arbeit mit viel Leichtigkeit und komplett stressfreier Atmosphäre am Heiligen Abend – das ist nichts als ein Klischee.“
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