Tiercoach: Chemotherapie verlängert das Leben

Kranke Zellen: Nicht alle Patienten lassen sich Infusion gefallen
Katzen vertragen die Krebsbehandlung besser als Menschen. Die Therapie ist aufwendig.

Die Katze frisst wenig und hat ständig Durchfall, hin und wieder erbricht sie. Sie verliert an Gewicht, ihr Zustand verschlechtert sich zunehmend. Gerade bei Senioren könnte ein schweres Leid hinter den Symptomen stecken.

„30 Prozent der Katzen erkranken an einem Tumor. Das Lymphom ist der häufigste“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, wie der Krebs des Immunsystems diagnostiziert wird und warum Vierbeiner die Chemotherapie besser vertragen als Menschen.

Beim Lymphom entarten die Zellen der weißen Blutkörperchen, genauer: die Lymphoblasten. Da diese Abwehrzellen im ganzen Körper vorkommen, kann jedes Organ erkranken. Bei Katzen ist der Magen-Darm-Trakt besonders häufig betroffen. Das Lymphom kann aber auch in Leber, Milz und Knochenmark entstehen; selten sind Augen oder Gehirn betroffen.

Bauchultraschall

„Es gibt aggressivere Formen und weniger aggressive Formen. In jedem Fall ist es ein bösartiger Tumor“, erklärt der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Zunächst muss das Geschwür lokalisiert werden. Für die Diagnose tastet der Veterinärmediziner den Patienten ab. Ein Bauchultraschall gehört zur Routine. Das Herz-Lungen-Röntgen zeigt, ob diese Organe in Mitleidenschaft gezogen sind. Nicht zuletzt gibt eine Punktion Aufschluss über die Pathologie des Gewebes. In Absprache mit dem Fachtierarzt für Onkologie wird die individuelle Therapie je nach Tumorart geplant.

„Tumoren an der Milz zum Beispiel oder ganze Darmabschnitte können chirurgisch entfernt werden“, sagt Reitl. Eine längere Lebenszeit bei entsprechend guter Lebensqualität lässt sich durch maßgeschneiderte Chemotherapie erzielen. Die medikamentöse Behandlung hat bei Katzen weniger Nebenwirkungen als beim Menschen. Die Tiere sind nicht so schlapp, sie verlieren auch keine Haar. „Die Chemo für Katzen ist eher eine Frage der Kosten. Und ob sich der Vierbeiner die Therapie gefallen lässt“, sagt der KURIER-Tiercoach.

Gut verträglich

Manche Patienten müssen Tabletten schlucken, manche brauchen Spritzen, andere bekommen die Substanz über Infusion langsam eingetröpfelt; viele erhalten eine Kombination daraus. Greift der Chemie-Cocktail, gewinnt der Patient etwa ein Lebensjahr, im Einzelfall bis zu vier Jahre – viel Zeit für eine Katze. Gibt es keine Heilung, können die Symptome bis zum Ende in etwa sechs Wochen durch Cortison gelindert werden. Reitl: „Es ist eine Art Palliativmedizin.“

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