Brauchen wir einen Hocker für das große Geschäft?
In den sozialen Netzwerken kursiert ein Video, in dem auf kurios-lustige Art ein Hocker für das große Geschäft beworben wird. Ein Märchenprinz erklärt anhand eines Einhorns mit Regenbogenmähne, wie sich der Darm leichter entleert, wenn man am WC das "Squatty Potty" benutzt. Das ist ein Stockerl zum Abstellen der Beine.
Mehr als sieben Millionen Menschen haben das Video bereits gesehen. Sie hören darin, dass sich weniger leicht Hämorrhoiden bilden, es bei Verstopfung leichter geht oder man doppelt so schnell mit seinem Geschäft fertig ist.
Besseres Gefühl
Tatsächlich ist laut einer Studie in der Hocke das subjektive Gefühl, sich vollständig entleeren zu können, besser, sagt Gastroenterologin Vanessa Stadlbauer-Köllner von der MedUni Graz. "Früher hat die Menschheit ihr großes Geschäft im Hocken verrichtet, in manchen Gesellschaften ist das immer noch üblich. Erst seit circa 150 Jahren wird das im Sitzen erledigt", meint Stadlbauer-Köllner.
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Anatomisch gesehen sei in der Sitzposition der Übergang vom Mastdarm zum After geknickt. Das hat den Sinn, dass man beim Sitzen nicht unbewusst Stuhl verlieren kann. In der Hocke begradigt sich der Knick – der Stuhlgang gelingt leichter. "Für den gesunden Menschen macht es aber keinen Unterschied, ob man das große Geschäft im Sitzen oder im Hocken erledigt. Bei Problemen, etwa Verstopfung, können leicht erhöhte Beine hilfreich sein."
Beine anheben
Das gilt auch für Positionsänderungen, etwa die Beine anzuheben, sich nach vorne zu beugen oder die Knie anzuziehen. Stadlbauer-Köllner: "Es geht um die Beugung der Hüfte, wobei jeder ausprobieren muss, ob und wie es am besten ist – bei jedem ist der Winkel etwas anders." Ein teurer Hocker – das Squatty Potty kostet ab 33 US-Dollar (rund 30 €) – sei aber nicht notwendig, ein günstiger aus dem Möbelhaus tue es auch.
Insgesamt verbringen wir rund drei Jahre unseres Lebens auf der Toilette – circa 20 Minuten pro Tag. Forscher der Universität Arizona empfehlen, bei öffentlichen WCs immer das erste zu benutzen, da dieses seltener benutzt werde und meist das sauberste sei. Der Welttoilettentag (19. November) soll darauf aufmerksam machen, dass 40 Prozent der Gesamtbevölkerung gar keine Toilette haben.
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