"Die Zeit bietet sich zum bewussten Innehalten an, zum Überlegen, was im ablaufenden Jahr geschafft wurde, was vielleicht zu kurz gekommen ist." Wichtig sei, dass Rituale zur Familie passen. Spielt Religion im Alltag daheim keine so große Rolle, lassen sich abseits christlicher Traditionen – etwa dem Einwässern eines Barbarazweiges oder dem Schmücken einer Krippenlandschaf – Zeitfenster schaffen, "um an den Zauber der Weihnachtszeit anzudocken".
Kinder hätten laut Hausner ein natürliches Bedürfnis nach Ritualen. "Bei uns Erwachsenen ist diese Sehnsucht im Alltag manchmal etwas verschüttet." Singen, Kerzenziehen, Kekse backen. Kinderpunsch kochen, in alten Fotoalben blättern, Weihnachtspost basteln, ein Erinnerungsglas befüllen: "Der Advent darf ganz im Zeichen sinnlicher Eindrücke stehen", sagt Hausner. In einem Erinnerungsglas können immer abends Überbleibsel des Tages, zum Beispiel ein schöner Stein vom Spaziergang, eine Zeichnung aus dem Kindergarten, Notizen von Dingen, für die man dankbar ist, platziert werden. "So kommt man mit Kindern über die Erlebnisse des Tages ins Gespräch", sagt Hausner.
Die christliche Weihnachtsgeschichte darf mit Leben erfüllt werden. Wenn man Kindern mit einem Buch oder frei die Geschichte der Herbergssuche und der Geburt von Jesus erzählt, kann man sie einbinden, nach ihren Gedanken und Vorstellungen dazu fragen, zum Philosophieren einladen – oder Szenen nachspielen.
Kindliche Glaubensfragen
Ob und wie das Narrativ rund ums geschenkebringende Christkind nähergebracht wird, sei von Familie zu Familie unterschiedlich, weiß Hausner: "Es gibt Familien, wo der Geburtstag von Jesus gefeiert wird, und es gibt Familien, wo Kindern vom Christkind erzählt wird."
Der Glaube an das Christkind beginne meist gegen Ende der Kindergartenzeit zu bröckeln. Dann gelte es, Zweifel an die magische Figur zu besprechen, Gefühle der Empörung ernst zu nehmen. "Und zu schauen, ob es sich noch richtig anfühlt, daran festzuhalten und den schrittweisen Prozess des Loslassens zu begleiten." Eltern können etwa erzählen, dass sie früher selbst ans Christkind geglaubt haben und sich gerne an diese Zeit erinnern.
Entschleunigung vor dem großen Fest
Glöckchen klingeln, eine Spur des Christkinds aus Lametta, der Besuch der Christmette: Meist werden Weihnachtstraditionen über Generationen weitergegeben, schildert Susanna Haas, Pädagogische Leitung der St. Nikolausstiftung: "Man kann sich als Elternteil aus Kindheitserinnerungen das herauspicken, was man in der eigenen Familie weiterleben lassen will."
Nicht alle Kinder in Österreich feiern Weihnachten oder begehen das Weihnachtsfest am 24. Dezember. Haas dazu: "In unseren Kindergärten nehmen wir auf alle Kinder Rücksicht, binden sie so in unsere Rituale ein und versuchen Verbindendes zu finden."
Im Advent positive Erlebnisse zu schaffen, kann auch im Hinblick auf den Heiligen Abend hilfreich sein, betont Haas: "Wenn schließlich alle Kerzen am Adventkranz brennen und Weihnachten gefeiert wird, ist der Druck nicht mehr so groß, dass alles rundum perfekt laufen muss."
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