"Planetary health diet": Wie eine neue Ernährungsform die Welt retten soll

Symbolbild
Leben retten, das Hungerproblem lösen, die Umwelt schützen: Das alles verspricht das Esskonzept, das Forscher nun vorgestellt haben.

"The planetary health diet": So heißt jene neue Ernährungsform, die alles können soll – und dabei Fleisch und Milchprodukte nicht vollständig vom Teller verbannt. Umweltschäden sollen minimiert, die Gesundheit der Menschen gefördert und für das Nahrungsmittelbedürfnis der wachsenden Weltbevölkerung vorgesorgt werden.

Ohne drastische Veränderungen lassen sich die ambitionierten Ziele der EAT-Lancet-Kommission, die die Ernährungsweise entwickelt hat, freilich nicht erreichen. Immerhin verspricht das Forscherteam, dem unter anderem Wissenschafter der Harvard University angehören, die Rettung von Leben und des Planeten.

Rotes Fleisch und Co.: Empfehlungen im Detail

Wer bisher gewohnt war, jeden Tag rotes Fleisch (beispielsweise Rindfleisch, Kalbfleisch, Schweinefleisch oder Lammfleisch) zu essen, wird sich mit der größten Umstellung konfrontiert sehen. Bei rotem Fleisch gilt es den Konsum auf einen Rindfleischburger pro Woche oder ein großes Steak pro Monat zu reduzieren, erklären die Forschenden. Ein paar Portionen Fisch und Hühnchen zusätzlich sind erlaubt.

Das übrige Eiweiß, das der menschliche Organismus braucht, kommt aus pflanzlichen Quellen. Empfohlen werden hier vor allem Nüsse und Hülsenfrüchte, etwa Bohnen oder Linsen – und zwar täglich.

Bei Obst und Gemüse hält man sich an gängige Empfehlungen: Sie sollten rund die Hälfte jedes Tellers, der als Mahlzeit auf den Tisch kommt, ausmachen. Besonderes Augenmerk sollte auf stärkehaltige Gemüsesorten gelegt werden, etwa Kartoffeln, Süßkartoffeln, Yam oder Cassava.

Gramm pro Tag: Ernährung im Detail

  • Nüsse: 50 Gramm pro Tag
  • Bohnen, Kichererbsen, Linsen und andere Hülsenfrüchte: 75 Gramm pro Tag
  • Fisch: 28 Gramm pro Tag
  • Eier: 13 Gramm pro Tag (etwa eineinhalb Eier pro Woche)
  • Fleisch: 14 g rotes Fleisch pro Tag und 29 Gramm Hühnerfleisch pro Tag
  • Kohlenhydrate: Vollkornprodukte wie Brot und Reis 232 Gramm pro Tag und 50 Gramm stärkehaltiges Gemüse pro Tag
  • Milchprodukte: 250 Gramm, das entspricht einem Glas Milch
  • Gemüse 300 Gramm pro Tag und Obst 200 Gramm pro Tag
  • Zudem sieht die Ernährungsform 31 Gramm Zucker und 50 Gramm Öle, etwa Olivenöl, vor.

 

Keine "Ernährung der Entbehrung"

Für viele Menschen mag das nach einer großen Einschränkung klingen. Walter Willet, US-amerikanischer Arzt, Epidemiologe und Ernährungswissenschaftler von der Harvard University und Mitautor der Studie, gibt Entwarnung: "Es gibt hier eine gewaltige Vielfalt."

Man könne die Auswahl an Lebensmitteln "auf tausende verschiedene Arten zusammenstellen". "Wir sprechen hier nicht von einer Ernährung der Entbehrung, es ist gesunde Ernährung, die flexibel und angenehm ist", so der Experte.

Das vorgestellte Konzept wurde von der EAT-Lancet-Kommission erarbeitet, veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Fachblatt The Lancet. Die Kommission umfasst 37 Wissenschafter mit unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten, etwa Ernährung und Klimawandel.

Umweltschutz und Co.: Ziele im Detail

Die Vision der Wissenschafter ist klar: Mit den veränderten Essgewohnheiten sollen rund elf Millionen Todesfälle pro Jahr, die auf ungesunde Ernährung zurückzuführen sind, verhindert werden. Auch der Umwelt komme die Ernährungsform zugute: Derzeit sei etwa die Milch-und Fleischindustrie für rund 14,5 bis 18 Prozent der vom Menschen verursachten und klimaschädlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Relevant sei das Ernährungskonzept, das in unterschiedlichen Teilen der Welt verschieden gestaltet werden müsse, auch angesichts der stetig wachsenden Weltbevölkerung – und dem damit steigenden Nahrungsbedarf. Im Jahr 2011 erreichte diese die 7-Milliarden-Grenze und liegt heute bei rund 7,7 Milliarden. Prognosen zufolge wird diese Zahl bis 2050 die 10-Milliarden-Marke erreichen – und auch danach weiter steigen.

Die EAT-Lancet-Kommission wird ihre Erkenntnisse nun Regierungen auf der ganzen Welt und Einrichtungen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorstellen.

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