Österreicher unterschätzen die Diabetes-Gefahren

Neue Umfrage: Folgen der Erkrankung sind weithin unbekannt.

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„Ich habe mir immer gedacht, ich krieg’ die Krankheit eh nicht“, sagt die Sängerin Jazz Gitti, 67: „Wie ich dann vor mehr als 25 Jahren an Typ-2-Diabetes erkrankte, habe ich das lange nicht ernst genommen – dabei ist meine Mutter bereits mit 42 Jahren daran verstorben.“ Heute sei das anders: „Ich habe immer ein Tasche mit Insulin, einem Messgerät, einem Tagebuch und einem Stift mit dabei – seit ich regelmäßig messe, geht es mir gut.“

Nur Lippenbekenntnisse

Rund 600.000 Österreicher sind an Diabetes (hauptsächlich Typ 2, „Altersdiabetes“) erkrankt. 2030 könnten es bereits zwischen 800.000 und einer Million sein. Trotz der enormen Verbreitung ist das Wissen über die Folgen gering, zeigt eine neue Umfrage der Spectra-Marktforschung im Auftrag von MSD (Merck Sharp & Dohme). „Die Gefahren werden unterschätzt – nicht nur von der Bevölkerung, sondern auch von der Gesundheitspolitik – hier gibt es nur Lippenbekenntnisse“, so Univ.-Prof. Thomas C. Wascher, Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG).

Zwar wisse der Großteil der Bevölkerung, dass es sich um eine ernste Erkrankung handle: „Aber drei von vier Befragten bringen Diabetes nicht mit wirklich häufigen Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall in Verbindung.“ Nierenschäden, Wundheilungsstörungen bis hin zu Amputationen oder Nierenleiden als Folge von Diabetes seien praktisch unbekannt. Männer können deutlich häufiger keine einzige Folge von Diabetes nennen als Frauen (siehe Grafik). Gleichzeitig herrscht eine große Sorglosigkeit: „89 Prozent der Gesunden haben überhaupt keine Sorge, dass Diabetes eines Tages für sie ein Thema werden könnte“, sagte Walter Wintersberger von Spectra.

Die Weltgesundheitsorganisation will – als Maßnahme gegen Übergewicht und Diabetes – die Zuckeraufnahme reduzieren: Derzeit gilt die Empfehlung, dass max. zehn Prozent der täglichen Kalorien über Zucker zugeführt werden sollen (ungefähr 50 Gramm bei einem Erwachsenen – enthalten in einem halben Liter Softdrink bzw. einer 100-Gramm-Tafel Schokolade). Eine geplante neue Richtlinie sieht eine Absenkung auf fünf Prozent vor.

Bewegung unterschätzt

„Das ist ein Baustein, der aber alleine nicht ausreicht“, so Wascher. „Und man muss bei Zucker differenzieren: „Am schlimmsten ist Fruktose, die das Risiko einer Fettleber deutlich erhöht. Über Softdrinks etwa nimmt man viel Fruktose auf, ohne dass eine Sättigung eintritt.“ Insgesamt müsse aber „auch viel mehr Augenmerk“ auf Bewegung gelegt werden: „Plakativ gesagt: Wenn Sie einige Stunden pro Woche Ausdauersport betreiben, können Sie mehr oder weniger essen, was Sie wollen. Aber auch wenn Sie sich sehr gesund ernähren, ersetzt das trotzdem nicht die Notwendigkeit der Bewegung.“

Studien hätten gezeigt, dass es vielen leichter falle, ihr Bewegungsverhalten als ihr Ernährungsverhalten zu ändern. Der Jazz Gitti ist beides gelungen: „Ich achte auf meine Ernährung, gehe walken, schwimmen und Rad fahren: schließlich will ich einmal auf dem Friedhof die Gesündeste sein.“

Österreicher unterschätzen die Diabetes-Gefahren

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