Mathe-Matura: Vierzig Prozent durchgefallen?

Durchkommen auch?
Eltern, Maturanten und Schülervertreter sehen laut ersten Rückmeldungen einen hohe Zahl an Durchgefallenen bei der Mathematik-Matura.

Die Eltern der 8D des Gymnasiums auf der Schmelz im 15. Wiener Gemeindebezirk sind besorgt. In einem offenen Brief an das Bildungsministerium und das Bundesinstituts für Bildungsforschung (bifie), machen sie ihrem Ärger über die diesjährige Mathematik-Matura Luft: "Viele der als negativ beurteilten Arbeiten wurden von Schüler/innen geschrieben, die problemlos bis zur achten Klasse gekommen sind. Wie lässt sich das erklären?", heißt es in dem Brief. Die Eltern befürchten, dass die meisten ihrer Kinder wohl durchfallen werden.

"Schlechter als im Vorjahr"

Offiziell lässt sich das erst nächste Woche Mittwoch bestätigen. Denn bis dahin werden die Noten fixiert. Was sich jedoch bestätigen lässt, ist die allgemein schlechtere Stimmung; sowohl unter Schülern als auch unter Eltern. Laut einer Umfrage unter Maturanten, durchgeführt von der Bundesschülervertretung, empfanden siebzig Prozent die Matura als "schwer" oder "sehr schwer". Vier von zehn befürchten durchgefallen zu sein. Auch Elternvertreter teilen die Einschätzung der Schüler: "Die bisherigen Rückmeldungen lassen erahnen, dass das Ergebnis wahrscheinlich schlechter ausfallen wird, als letztes Jahr", sagt Elisabeth Rosenberger vom Zentralverband der Elternvereines höherer Schulen Wiens.

Übungsaufgaben schuld?

Aber was ist der Grund für schlechte Abschneiden in diesem Jahr? Die Kritik richtet sich vor allem gegen das bifie. Konkret: Die Aufgaben bei der Matura haben sich stark unterschieden von den Übungsaufgaben, die im Vorfeld ausgegeben wurden. Das ist der Tenor in der Umfrage der Schülervertretung und auch bei den Elternvertretern. Das bifie selbst lässt die Kritik nicht gelten: "Sämtliche Aufgaben der Matura seien in Feldtests schon einmal oder mehrere Male abgefragt worden", sagt Bifie-Direktor Jürgen Horschinegg. "Wirklich wissen, wie die Aufgaben bei der Matura ankommen, tut man erst, wenn man sie gemacht hat. Ein Restrisiko hat man immer." Ausnahme: "Außer man stellt immer dieselben Fragen, aber das wäre ja unsinnig. Noch unsinniger wäre es, wenn man nur andere Zahlen nimmt - davon wollen wir ja weg, und hin zu einem besseren Verständnis von Mathematik."

Staatsanwaltschaft prüft

Inzwischen reagiert die Staatsanwaltschaft auf die Sorgen der Eltern und Schüler: Volksanwalt Peter Fichtenbauer nimmt sich den Sorgen der Schülerinnen, Schüler und der Eltern an und hat in diesem Fall umgehend ein amtswegiges Prüfverfahren eingeleitet", hieß es in einer Aussendung.

"Es kann nicht sein, dass Schüler, die ohne Probleme bis in die Abschlussklassen aufsteigen, dann bei der Matura ausgesiebt werden - noch dazu mehr als die Hälfte aller Angetretenen", meinte auch FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz in einer Aussendung. Die neue Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) müsse sofort handeln. "Diese Mathematik-Matura zeigt, dass unsere Jugend Versuchskaninchen für SPÖ-Bildungsutopien ist. Möglicherweise hat das BMBF mit dieser schiefgelaufenen Zentralmatura den jungen Menschen ein Jahr gestohlen."

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