Die Mathe-Matura im Experten-Check
"Warten wir erst einmal die endgültigen Ergebnisse ab." Im Bildungsministerium will man sich nicht zur laufenden Matura und insbesondere zur Prüfung im Fach Mathematik äußern. Viele Schülerinnen und Schüler hatten sich am Dienstag darüber beklagt, dass die Aufgaben heuer viel schwieriger gewesen seien als im Vorjahr.
In den sozialen Medien wie Facebook oder Twitter machen die Maturanten ihrem Ärger Luft: "Meine Freundinnen und ich sind schon mal negativ", schreibt eine frustrierte Schülerin. Ob das eine Ausnahme war oder ob massenweise Kandidaten durch die Prüfung gerasselt sind, wird sich spätestens am 31. Mai zeigen, wenn alle Ergebnisse am Minoritenplatz eingelangt sind.
Mathematiker Rudolf Taschner findet, dass die Aufgaben vom Bildungsinstitut Bifie "ordentlich gemacht wurden". Wenn auch die Matura der "Schönheit der Wissenschaft nicht gerecht wird. Das versuche ich bei meinen Veranstaltungen im Museumsquartier", macht er Werbung für seine Vorträge.
Taschner weiß aber auch, dass bei den Mathebeispielen ein paar kleine Gemeinheiten eingebaut wurden. Beispiel: "Bei den Aufgaben mit den Vektoren musste man z.B. einen Vektor etwas nach links verschieben, um die Lösung zu erkennen. "
Als "ganz schön tricky" bezeichnet das ein Mathematikprofessor, der die Aufgaben durchgerechnet hat. "Beim schnellen Lösen ist selbst mir ein Fehler unterlaufen, weil ich nicht ganz genau gelesen habe." Nicht gefallen hat ihm zudem, dass bereits in der zweiten Aufgabe etwas erklärt werden musste: "Das kam bei den bisherigen Beispielen des Bifie nur äußerst selten dran. Dass da ein schwacher Schüler die Nerven wegschmeißt, kann ich nachvollziehen."
Lesen und Rechnen
Die Mathematikmatura erfordert jedenfalls eine hohe Lesekompetenz. Darauf weist AHS-Gewerkschafter Eckehard Quin hin. Ob die Reifeprüfung heuer schwieriger war, will er nicht beurteilen: "Ich hörte bisher keine Klagen von Kollegen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass man im Unterrichtsministerium oder beim Bifie den Schwierigkeitsgrad absichtlich ändern will."
Das Bifie hat jedenfalls schon einige böse Mails von Schülern erhalten, die sich ungerecht behandelt fühlen. Die Experten im Bifie verstehen die Aufregung allerdings nicht so ganz: "Das Procedere bis eine Aufgabe bei einer Reifeprüfung gestellt werden kann, ist ziemlich aufwendig, es dauert zwei Jahre."
Formuliert werden die Fragen anfangs von speziell geschulten Professoren, die noch in den Klassenzimmern stehen. Rund 180 solcher "Item Writer" gibt es für alle Fächer. Die schicken ihre Vorschläge ans Bifie, wo die Aufgaben von Experten überprüft werden. Diese Experten (in dem Fall Mathematiker, Mathematikdidaktiker und Testtheoretiker) erproben die Aufgaben dann in sogenannten Feldtestungen an Schulen. Heißt: Die jetzigen Maturaaufgaben wurden von Schülern vorheriger Jahrgänge bereits einmal gelöst.
Merkt man, dass die Beispiele den Anforderungen gerecht werden – das Niveau passt und es wird das getestet, was geprüft werden soll –, kommen sie in einen Pool. Passen sie nicht, werden die Beispiele nochmals überarbeitet. Aus dem Pool wird ein Prüfungsheft zusammengestellt, das von der österreichischen Mathematischen Gesellschaft ÖMG freigegeben wird. Welche Beispiele ausgewählt werden, das wissen laut Bifie aus Sicherheitsgründen nur wenige.
Nach Deutsch haben die diesjährigen Maturanten der AHS und BHS die zentral organisierte Mathematik-Matura hinter sich gebracht. Viele Schüler, gerade in den AHS, sahen die Aufgaben machbar, aber schwieriger als im Vorjahr. In den BHS gab es zehn verschiedene Reifeprüfungsvarianten - abhängig vom Schultyp (HTL, HAK, usw.)
Machbar aber schwieriger als im Vorjahr
Bei den Maturanten gehen die Emotionen hoch: Die Mathematik ist ihrem Ruf als Angstfach Nummer 1 gestern Dienstag wieder gerecht geworden. „Wir haben uns umgehört und es macht den Eindruck, dass die Prüfung deutlich schwieriger war als vergangenes Jahr“, ärgert sich Florian Dagn von der Schülerunion im Gespräch mit dem KURIER. Aber man müsse die Auswertungen abwerten. Zu diesem Ergebnis kommt auch Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda: „Wir haben viele Rückmeldungen, dass es im AHS-Bereich sehr schwierig war. Schon machbar, aber schwieriger als im letzten Jahr." Insgesamt dürfte es aber „ganz gut abgelaufen“ sein. An den BHS sei der gemeinsame erste Teil ebenfalls „machbar“ gewesen, so Gnesda. Er selbst hat heute die Mathe-Matura an seiner HAK absolviert. Heute Mittwoch geht es mit dem Fach Englisch weiter.
Wie steht es um Ihr Mathematik-Wissen?
Das für die Organisation der Zentralmatura zuständige Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens (bifie) hat nun die Prüfungsaufgaben veröffentlicht. Wir haben ein paar Beispiele der AHS-MAtura herausgepickt, den gesamten Fragenkatalog kann man auf der bifie-Homepage herunterladen. Die Lösungen für alle Fragen finden Sie hier.
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