Wiener Großwildjäger erklärt, warum er Elefanten töten will
Einen Elefanten für 10.000, einen Löwen für 10.500 oder doch lieber einen Leoparden für 7.500 US-Dollar? Der Katalog des Reiseveranstalters „Diana“ richtet sich an Europäer und Amerikaner, die sich ein umstrittenes Hobby teilen: die Großwildjagd.
Hubert Weidinger ist einer von ihnen: „Es macht keinen Unterschied, ob du in Österreich einen Hirsch schießt oder in Afrika einen Elefanten. Das ist so wie mit dem Strandurlaub: Wer weniger Geld hat, fährt nach Caorle, wer mehr Geld hat, fliegt auf die Malediven.“
Viele Kontroversen
Seine erste Großwildjagd unternahm der Tiermaler 1974 im heutigen Simbabwe. Seitdem hat er auf der ganzen Welt gejagt – etwa Eisbären auf der Halbinsel Kamtschatka. Für viele unverständlich: Würde es ein Ranking über die Beliebtheit von Großwildjägern geben, würden diese wohl weit unten rangieren. Trotzdem verteidigt Weidinger seine Passion: „Die organisierte Großwildjagd ist eine der effektivsten Formen des Tierschutzes.“
Wirklich? Befürworter meinen, dass die hohen Abschussprämien für bestimmte Tierarten dem Natur- und Artenschutz zu Gute kommen würden. Kritiker argumentieren, die Korruption mache es unmöglich, die Jagd und die Verwendung der Trophäen effektiv zu kontrollieren.
Gute Idee, falscher Weg
Arnulf Köhncke vom WWF Deutschland gehört zu Letzteren: „In der Theorie kann die Jagd dem Artenschutz nur dienen, wenn wenige Tiere auf wissenschaftlicher Grundlage gejagt werden.“ Zudem müsse ein Teil des Geldes zurück in den Naturschutz fließen und die lokale Bevölkerung beteiligt werden. In der Realität würden aber meist viele Tiere erschossen und die Menschen vor Ort unzureichend eingebunden. Doch dem sei nicht so: „Das meiste Geld versickert nachweislich in dunklen Kanälen.“
Wilderer würden die legale Jagd zudem als Chance sehen, die Herkunft ihrer Produkte zu verschleiern. Das zeige das Beispiel der Elefanten. Weil der Handel mit den Stoßzähnen teilweise legal ist, sei es schwierig, den Schmuggel zu verfolgen. Zudem wächst die Nachfrage in Asien, was dazu führe, dass in Afrika rigoros gewildert wird.
Weidinger widerspricht und nennt die Spitzmaulnashörner in Botsuana als Beispiel. „Die Chinesen glaubten plötzlich, dass ihr Horn Krebs heilen könne.“ Folge: Die Tiere wären fast ausgerottet worden. „Wegen der vielen Abschlüsse gab es genügend Hörner am Markt, der Preis sank. Deshalb kamen chinesische Händler auf die Idee, der botsuanischen Regierung viel Geld für die Verhängung eines Jagdverbotes zu zahlen-– die Preise stiegen wieder.“ Das zeige, dass Wilderern nichts an legalen Jagdmöglichkeiten liege.
Nahrung für die Dorfbewohner
Für Hubert Weidinger sind die Elefanten auch nicht gefährdet. Die Bestände hätten sich in Botsuana so stark erholt, dass sich die dortige Dorfbevölkerung mittlerweile bedroht fühle. Massenabschüsse wären die Folge.
„Bei der kontrollierten Jagd werden dagegen nur männliche Elefanten, die älter als 50 Jahre sind, erlegt. In diesem Alter hat der Bulle alle 24 Backenzähne verschlissen – er kann keine Nahrung mehr aufnehmen und verhungert qualvoll“, erklärt Weidinger. Die kontrollierte Jagd erspare dem Tier das Leiden und das Fleisch versorge die lokalen Dorfbewohner mit Nahrung.
Köhncke bleibt skeptisch: „Ich kann eine Jagd nur dann unterstützen, wenn sie einen Nutzen für Naturschutz und die Menschen vor Ort bringt.“ Das sei bei der Großwildjagd selten der Fall.
Mangelnde Kontrollen
Landesjägermeister Norbert Walter kennt das Problem: "Wichtig ist es hier zwischen Wilderern, d. h. Menschen, die ohne Genehmigung jagen und nachhaltigen Jägern zu unterscheiden, die legal ihr Handwerk ausüben. Wilderer gelten unter Jägern als 'schwarze Schafe', von denen es sich in aller Form zu distanzieren gilt, denn sie widersprechen mit ihrem Verhalten jeglichem Grundsatz der Weidgerechtigkeit.Insbesondere Korruption, fehlende Vorschriften, zu hohe Abschussraten, Wildern, Jagd auf gefährdete Tierarten, der Verkauf von Trophäen am Schwarzmarkt und die mangelhafte Kontrolle von Geldflüssen bringen die Jagd in Afrika in Verruf. Ein Missbrauch kann nie ganz ausgeschlossen werden."
Die Kritik, dass das Geld der Großwildjäger nicht bei der ortsansässigen Bevölkerung ankomme, versteht Weidinger nicht. „Im Fly Camp (Basislager bei einer Jagd, Anm.) arbeiten fast ausschließlich Einheimische. Die kontrollieren, dass 20 Prozent des Geldes im Ort bleiben.“ Über das Geld, welches an die Regierung geht, könne er nichts sagen. Aber man wisse ja auch nicht, wo die Entwicklungshilfe lande, und zahle trotzdem.
Artenschutz Die Konferenz tagt seit Samstag, 17. August, in Genf. 183 Unterzeichner des Washingtoner Artenschutzübereinkommens beraten u.a. über einen Antrag mehrerer südafrikanischer Länder. Diese wollen den kommerziellen Handel mit legal erlegten Elefanten und ihrem Elfenbein unter bestimmten Bedingungen erlauben. Derzeit ist dieser in der EU verboten. Für private Jagdreisende gelten Ausnahmebestimmungen.
Bedrohte Tiere Die Zahl der afrikanischen Elefanten ist seit dem Jahr 1981 von rund 1,2 Millionen auf einen Bestand von nur noch 415.000 Tieren gesunken. Insgesamt ist die Zahl der Elefanten in Afrika zwischen 2006 und 2016 um 20 Prozent eingebrochen. Die größte Bedrohung für die Tiere ist die Wilderei.
Jagdtourismus in Afrika Laut Angaben des Vereins Pro Wildlife reisen jährlich um die 18.000 Jagdtouristen nach Afrika. Sie erlegen dabei zusammen rund 100.000 Wildtiere. Die spanischen und deutschen Jäger sind EU-Spitzenreiter bei der Jagd auf gefährdeten und geschützte Arten.
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