Nach Schock-Diagnose bei König Charles: Warum Krebs oft nebenbei entdeckt wird
Die Krebsdiagnose von König Charles III. sorgt weltweit für Aufsehen. Bisher ist bekannt, dass der 75-Jährige im Spital wegen einer Prostatavergrößerung behandelt wurde. Kurz darauf machte der Buckingham Palast öffentlich, dass bei dem britischen Monarchen Krebs diagnostiziert wurde.
Unklar ist, um welche Krebsart es sich handelt, außer, dass es nicht Prostatakrebs ist. Wahrscheinlich ist aber, dass der Tumor im Rahmen der Prostata-Behandlung zufällig entdeckt wurde.
Das ist nicht ungewöhnlich, meint Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie an der MedUni Wien. "Wir sehen derartige Zufallsbefunde in der klinischen Routine sehr regelmäßig. Viele Krebserkrankungen sind zu Beginn asymptomatisch, das heißt, sie führen zunächst zu keinen Beschwerden. Gleichzeitig sind heutzutage viele Untersuchungsmethoden sehr genau, sodass man zusätzlich zur eigentlichen Erkrankung etwas entdecken kann, das eine weitere Abklärung erfordert", sagt Preusser.
Meist sind es bildgebende Verfahren, die aufgrund anderer Beschwerden eingesetzt werden, und dann einen Zufallsbefund hervorbringen. Ein typisches Beispiel sei das Lungenröntgen, das oft im Rahmen einer Operationsfreigabe erfolgt, bei dem eine "Raumforderung", etwa ein Tumor, entdeckt wird. Oder eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Schädels nach einem Unfall mit Nachweis eines Gehirntumors oder ein Ultraschallbild des Bauchraums bei Oberbauchschmerzen, das Hinweise auf einen Tumor in der Leber gibt.
Es muss nicht immer ein bösartiger Tumor sein
"Hinter einem solchen Zufallsbefund kann auch etwas Gutartiges stecken. Es heißt nicht, dass eine Raumforderung ein bösartiger Krebs ist. Es kann auch beispielsweise eine Narbe einer vergangenen Lungenentzündung oder ein gutartiger Blutschwamm in der Leber sein. Oftmals ist es so, dass man nach weiteren Untersuchungen Entwarnung geben kann, auch wenn der Zufallsbefund an sich zunächst Besorgnis erregt", betont Preusser.
Ebenfalls zu Zufallsbefunden zählt, wenn bei Organen, die aus anderen Gründen als Krebs entfernt werden müssen, im Nachhinein Tumorzellen entdeckt werden. Preusser: "Jedes Organ oder Gewebe, das entfernt wird, muss histologisch untersucht werden. Es kommt durchaus vor, dass hier Krebszellen gefunden werden, deshalb ist diese Untersuchung so wichtig." Manchmal ist dies bei Gallenblasenkrebs der Fall – die Gallenblase kann etwa aufgrund von wiederkehrenden Gallensteinen und dadurch bedingten Koliken entfernt werden, wobei die nachträgliche Untersuchung Tumorzellen zum Vorschein bringen kann. Auch im häufig entfernten Blinddarm, der nach einer Entzündung entnommen wird, können sich Tumorzellen finden lassen.
Wurden nach einer Operation Krebszellen in einem Organ entdeckt, muss weiter untersucht werden, woher diese stammen, ob es sich im Fall der Lunge etwa um Lungenkrebs handelt oder ob es möglicherweise Metastasen einer anderen Krebsart sind, und welche weitere Behandlung notwendig ist.
Manche Tumore werden erst spät entdeckt
Häufiger durch Zufallsbefunde entdeckt werden Krebsarten, die nicht gleich zu Symptomen führen, etwa, weil der Tumor noch klein ist. In diesem Fall ist der Zufallsbefund positiv, da frühzeitig eine Behandlung begonnen werden kann. Es könne aber auch ein Tumor in fortgeschrittenem Stadium erst durch einen Zufall auffallen. Manche Tumore entwickeln sich „unterm Radar bis hin zur Streuung“, meint Preusser.
Zudem gibt es den Begriff des Inzidentaloms – ein zufällig durch bildgebende Verfahren diagnostizierter Tumor der Nebenniere oder der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse, Anm.). Diese Tumorart führt in der Regel zu keinen Symptomen. "Man weiß, dass man bei Untersuchungen, die die Nebenniere oder Hypophyse abdecken, bei bis zu zehn Prozent aller Menschen ein Inzidentalom findet. Häufig sind es gutartige Tumore. Aber im Einzelfall kann es sich auch um etwas Bösartiges handeln", so Preusser.
Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen
Um die Wahrscheinlichkeit eines Zufallsbefundes gering zu halten, empfiehlt der Experte Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen. Dazu zählt bei Frauen etwa die Mammographie zur Entdeckung von Brustkrebs, bei Männern wird die regelmäßige Prostatauntersuchung ab einem Alter von 45 Jahren empfohlen (siehe Infobox). "Für manche Untersuchungen ist die Hemmschwelle etwas höher, etwa die Darmspiegelung. Hier gibt es neuerdings den FIT-Test auf Blut im Stuhl, der wesentlich einfacher durchzuführen ist und als Alternative zur Darmspiegelung akzeptiert wird. Für viele Krebsarten gibt es allerdings noch keine wirksamen Vorsorgeuntersuchungen."
Rund 400.000 Menschen in Österreich sind an Krebs erkrankt. Bisher gibt es für folgende Krebserkrankungen Vorsorgeuntersuchungen:
Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung: Ab dem 20. Geburtstag soll laut Krebshilfe einmal jährlich im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung ein Krebsabstrich (PAP-Abstrich) erfolgen. Ab dem 30. Lebensjahr wird zumindest alle drei Jahre ein HPV-Test empfohlen – sowohl für HPV-geimpfte als auch für HPV-ungeimpfte Frauen.
Brustkrebs: Ab dem 40. Geburtstag sollte die Mammografie, eine Röntgenuntersuchung der Brust, alle zwei Jahre durchgeführt werden. Frauen zwischen 45 und 74 Jahren erhalten im Rahmen des Brustkrebs-Früherkennungsprogramm alle zwei Jahre ein offizielles Erinnerungssschreiben an die Mammografie. Auch Frauen zwischen 40 und 44 sowie ab dem 75. Geburtstag können sich für eine Erinnerung anmelden.
Darmkrebsvorsorge: Ab dem 45. Geburtstag wird alle 7 bis 10 Jahre eine Darmspiegelung empfohlen. Alternativ ist der FIT-Stuhltest einmal jährlich empfohlen, mindestens jedoch alle zwei Jahre.
Hautuntersuchung: Die Muttermalkontrolle beim Arzt sowie das eigene Untersuchen der Haut vor und nach den Sommermonaten dient der Vorsorge von Hautkrebs.
Prostatakrebs: Männer ab dem 45. Geburtstag sollten regelmäßig die Prostata beim Arzt untersuchen lassen sowie den PSA-Wert erheben lassen.
Selbstuntersuchung der Hoden: Die Krebshilfe empfiehlt Männern ab dem 20. Geburtstag monatlich ihre Hoden abzutasten, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Blasenkrebs: Ab dem 40. Geburtstag sollte zudem mittels Streifentest regelmäßig der Harn auf Blutspuren untersucht werden.
Tumormarker, das sind Hinweisgeber im Blut, seien nicht geeignet, um Krebs zu diagnostizieren. "Sie werden von uns Onkologen nur empfohlen, wenn schon eine Krebsdiagnose vorliegt. Die Tumormarker sind sehr unspezifisch und können auch aus anderen Gründen, etwa bei Infektionen, erhöht sein. Sie dienen eher der Verlaufskontrolle bei bestehender Krebsdiagnose, sonst führen sie oft zu unnötiger Sorge und dadurch bedingten Untersuchungen", sagt Preusser.
Neben den möglichen Vorsorgeuntersuchungen empfiehlt der Mediziner auch die HPV-Impfung (kurz für Humane Papillomaviren). HPV kann Gebärmutterhalskrebs auslösen sowie Krebserkrankungen im mittleren Rachenraum und an den Geschlechtsorganen – bei Frauen und Männern. Auch ein gesunder Lebensstil könne das individuelle Risiko für Krebs reduzieren.
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