Innovationen kämen bei den Patienten an, betonte Wolfgang Hilbe, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. „Wir dürfen sehr, sehr stolz sein, was in Österreich alles gelingt.“
Allerdings wäre die Hälfte aller Krebs-Todesfälle durch eine bessere Vorsorge und Früherkennung vermeidbar. „Die beste Krebstherapie ist, ihn nicht zu bekommen. Besonders wesentlich ist die Vermeidung von starkem Übergewicht, etwa durch regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung. Auch Nikotin- und übermäßiger Alkoholkonsum spielen eine Rolle“, betonte Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. Ebenso wichtig ist die HPV-Impfung – sie schützt vor Humanen Papillomaviren, die das Risiko für bestimmte Krebsarten, etwa Gebärmutterhals- oder Rachenkrebs, erhöhen.
Darmkrebsvorsorgeuntersuchung ab 45
Ab Februar 2023 wird die HPV-Impfung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene vom vollendeten 9. bis zum vollendeten 21. Lebensjahr kostenlos sein. Bisher war sie das nur bis zum Ende des 12. Lebensjahres. Sie wird dann erstmals im Rahmen der Stellung beim Österreichischen Bundesheer angeboten – für Sevelda ein Meilenstein, denn rund ein Drittel der HPV-bedingten Krebserkrankungen entfällt auf Männer.
Eine weitere Änderung betrifft die Darmkrebsvorsorge. Vorsorgeuntersuchungen sollen nun ab 45, und nicht wie bisher ab 50 erfolgen – entweder mit Koloskopie (Anm.: Darmspiegelung) oder mit dem Immunologischen Blutstuhltest (FIT) . Letzterer weist geringste Mengen Blut im Stuhl nach, die von Darmtumoren und ihren Vorstufen stammen können und mit freiem Auge nicht sichtbar sind.
Roboterchirurgie und andere Innovationen
In den vergangenen Jahren habe es bahnbrechende Innovationen gegeben. „Mithilfe der Molekularpathologie können wir heutzutage Gewebe viel besser untersuchen als vor einigen Jahren und gezielt feststellen, wo es Veränderungen in den Genen der Krebszellen gibt, sodass eine individualisierte Therapie erfolgen kann“, erläuterte Ansgar Weltermann, Vorstandsmitglied der Österreichischen Krebshilfe.
Weitere Beispiele sind die Roboterchirurgie, die gewebeschonendere Operationen ermöglicht, sowie verbesserte bildgebende Verfahren. Bei Prostatakrebs etwa kann dadurch das Ausbreitungsstadium der Erkrankung exakter erkannt und dadurch eine Über- bzw. Untertherapie verhindert werden. In den vergangenen fünf Jahren sind zudem etwa 130 neue Medikamente auf den Markt gekommen, deren Wirksamkeit laufend kontrolliert wird. Anders als bei Antibiotika und anderen Medikamenten gebe es derzeit im onkologischen Bereich keine Lieferengpässe.
Die Effekte der Pandemie
Die Pandemie habe noch keinen sichtlichen Einfluss auf Krebsdiagnosen gehabt. Zwar wurde ein klarer Rückgang bei der Teilnahme an Früherkennungsprogrammen während des ersten Lockdowns beobachtet. Dies wurde jedoch wieder aufgeholt. „Nach dem ersten Lockdown war sie wieder auf dem Niveau von vorher. Allerdings haben wir generell eine zu niedrige Teilnahmerate – unabhängig von der Pandemie“, betonte Sevelda.
Als größte Herausforderung sehen die Experten, die derzeit hohe Qualität der Versorgung von Krebspatienten auch in Zukunft aufrecht zu erhalten. „2040 werden wir doppelt so viele Krebspatienten betreuen – das ist eine gewaltige Dimension. Die Menschen werden älter, die Behandlungen besser. Wir müssen effizienter werden und brauchen für die Zukunft gute Versorgungsstrukturen“, so Hilbe.
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