Ab wann sollten Männer zur Prostata-Untersuchung?
Männer ab 45 Jahren sollten regelmäßig eine Prostatakrebs-Vorsorgeuntersuchung durchführen lassen, empfehlen die Österreichische Krebshilfe und die Österreichische Gesellschaft für Urologie. Ist man familiär vorbelastet - etwa, wenn der Vater oder Bruder an einem Prostatakarzinom erkrankt ist -, sollte man schon ab 40 zur Vorsorgeuntersuchung.
"Das sollten Männer so sehen wie die jährliche Vorsorgeuntersuchung von Frauen beim Gynäkologen", sagt Shariat. "Es geht nicht nur um den PSA-Test und darum, Prostatakrebs auszuschließen, sondern um die allgemeine Gesundheit des Mannes." Dazu gehören etwa auch die Sexualität des Mannes oder Probleme beim Harnlassen. "Deswegen lautet die allgemeine Empfehlung für Männer ab 40, regelmäßig zum Urologen zu gehen, um sich die Blasengesundheit, die Prostata und die Erektionsfähigkeit im Komplex anschauen zu lassen."
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Was wird beim Urologen genau untersucht?
Der Besuch beim Urologen wird in erster Linie mit einer rektalen Untersuchung verbunden. "Das sollte aber kein Hinderungsgrund sein, zur Vorsorge zu gehen. Da ist es besser, der Mann geht zum Urologen und diskutiert mit ihm, ob das notwendig ist", sagt Shariat. Er verweist auf eine Studie, die er gerade mit einem internationalen Team aus Forschern publiziert hat: Demnach ist die rektale Untersuchung für die Diagnose von Prostatakrebs sogar irrelevant. Neben der Anamnese, also dem Gespräch mit dem Patienten, untersucht ein Urologe vor allem per Ultraschall die Blase, die Nieren und die Prostata. "Die rektale Untersuchung ist Teil unserer Standarduntersuchung und erhöht das Verständnis über die Größe der Prostata und ob sie zum Beispiel entzündet ist. Aber wenn ein Patient das auf keinen Fall will, ist das kein Muss."
Im Fokus stehen auch Fragen, ob es Beschwerden beim Harnlassen oder Erektionsprobleme gibt. "Letztere sind zum Beispiel ein Frühwarnzeichen für Herzprobleme", warnt Shariat davor, solche Symptome zu ignorieren. "Wir haben heute ein großes Repertoire an Medikamenten, die unterschiedlich wirken und können auf jeden Patienten, auf seine Symptome und Wünsche eingehen. Das ist die Aufgabe des Urologen."
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Wie macht sich eine vergrößerte Prostata bemerkbar?
Prinzipiell sei die Prostata ein Organ, das ein Leben lang wächst - im Alter beschleunigt sich das Wachstum sogar. Deswegen müsse jeder Mann früher oder später mit Prostataproblemen rechnen. Bei der Prostatavergrößerung werde oft die Blase beeinträchtigt.
"Alle Harnbeschwerden sollten von einem Urologen abgeklärt werden", stellt Shariat klar und zählt Probleme beim Urinieren, Schmerzen, Blut im Harn, Harnverlust oder nächtliche Klogänge (mehr als ein Mal pro Nacht) auf. Es sei sehr wichtig, Harnbeschwerden sowie alle Symptome abzuklären. "Das können Frühwarnzeichen für wichtige Erkrankungen sein. Je früher man das abklärt, desto besser, um entgegenzuwirken." Viele würden solche Symptome ignorieren und sie mit normalen Altersbeschwerden abtun. "Das sind keine lebensbedrohlichen Symptome, aber sie nehmen einem Lebensqualität - und es gibt Möglichkeiten, das zu behandeln."
Muss das immer operiert werden?
"70 Prozent der Männer über 60 Jahre haben eine nervöse Blase – meistens als sekundäres Symptom zu einer vergrößerten Prostata, weil sich die Blasenstruktur ändert." Es gebe gute und wirksame Methoden, um eine Prostatavergrößerung zu behandeln. Das reicht von Medikamenten über Empfehlungen zu Verhaltensänderungen bis hin zu kleinen Eingriffen, die das Problem gut lösen und den Patienten helfen würden. "Es kann auch eine Kombination daraus sein. Wir haben heute einen personalisierten Zugang zu Patienten - jeder ist unterschiedlich und hat unterschiedliche Bedürfnisse."
Ich spüre keine Veränderungen, dann muss alles in Ordnung sein, oder?
"Das Prostatakarzinom tritt ohne Symptome auf", betont Shariat. Deswegen sollten Männer analog zu Frauen, die jährlich zum Gynäkologen gehen, den Urologen aufsuchen. "Es geht um Prävention und Früherkennung von Problemen."
Meine Werte sind erhöht, muss ich mir Sorgen machen?
"Wenn der PSA-Wert erhöht ist, sollte man das abklären", führt Shariat aus: "Man geht zum Urologen und lässt ausschließen, dass kein Karzinom vorhanden ist und findet die Ursache." Meist stelle sich heraus, es ist eine vergrößerte Prostata - das ist Teil des Älterwerdens. "Der Patient nimmt täglich eine Pille und es kommt zu einer massiven Verbesserung der Lebensqualität. Wenn es doch ein Karzinom ist, dann ist es früh entdeckt. Dann gibt es eine minimalinvasive Behandlung und Heilungschancen mit guter Lebensqualität."
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