PSA-Test: Wieso die Prostatakrebs-Vorsorge heute viel genauer ist

Eine Illustration der Prostata.
Ein erhöhter PSA-Blutwert kann, aber muss kein Hinweis auf Krebs sein. In der Vergangenheit kam es oft zu Überdiagnosen. Heute hat sich das geändert.

Die lockere Krawatte ("loose tie") als Erinnerung, an die Prostatakrebs-Früherkennung zu denken: Zahlreiche Prominente unterstützen jedes Jahr die Aktion der Österreichischen Krebshilfe, die damit das Bewusstsein für die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung erhöhen will. 

Mit jährlich 6.000 Neuerkrankungen ist der Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung und die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Diskussion um den PSA-Test zur Früherkennung. Doch in den vergangenen Jahren hat sich vieles geändert.

Prostatakrebs macht im Frühstadium, in dem er noch heilbar ist, keine Symptome. Gleichzeitig tritt er mit zunehmendem Alter häufiger auf. Deshalb wird ab dem 45. Lebensjahr eine Untersuchung zur Früherkennung empfohlen (siehe Infobox).

PSA-Test ist nur der erste Schritt

Erster Schritt ist dabei die Tastuntersuchung der Prostata und eine Blutabnahme zur Bestimmung des PSA-Wertes. PSA (prostataspezifisches Antigen) ist ein Eiweiß, das von allen Prostatazellen gebildet wird, Krebszellen geben aber deutlich mehr PSA an das Blut ab. Allerdings: Ein erhöhter PSA-Wert ist kein "Tumormarker", der eindeutig auf eine Krebserkrankung hinweist. "Einerseits existiert kein genau definierter Normalwert, der zwischen gutartig und bösartig unterscheiden könnte, und andererseits können eine Vielzahl von Faktoren (etwa körperliche Aktivität oder Geschlechtsverkehr, Anm.) den Wert sowohl erhöhen als auch verringern", heißt es bei der Krebshilfe. Der PSA-Wert kann auch bei nicht aggressiven Tumoren erhöht sein, die gar keiner Behandlung bedürfen. 

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Früher hat das dazu geführt, dass zu viele Gewebeentnahmen (Biopsien) und auch Therapien durchgeführt wurden. "Da lautete die Strategie: Finde alle Tumore und behandle alle Tumore", sagt der Urologe Shahrokh Shariat, Leiter der Uni-Klinik für Urologie von MedUni und AKH Wien. "Heute ist unser Ziel: Finde nur die aggressiven Tumore und behandle nur die, die behandelt werden müssen."

Shariat spricht von "smart screening".  "Der PSA-Wert ist ein erster Marker. Aber weil er sehr sensitiv ist, erwischt er auch viele Tumore, die biologisch nicht aggressiv sind. Deshalb setzen wir heute als nächsten Schritt eine spezielle MRT-Untersuchung ein." Diese multiparametrische MRT (sie kombiniert verschiedene Aufnahmeverfahren) kann mit hoher Genauigkeit jene Krebsherde erkennen, die tatsächlich behandelt werden müssen. Zeigt sich in der MRT kein Krebsherd, ist auch keine Biopsie mehr notwendig. "Damit schließen wir die falsch positiven PSA-Werte (die also eine andere Ursache als Prostatakrebs haben, Anm.) aus", sagt Shariat. 

MRT macht Biopsie genauer

Gleichzeitig kann bei einem Krebsbefund mit den MRT-Daten auch die Biopsie viel gezielter durchgeführt und die Aggressivität des Tumors damit genauer charakterisiert werden. "Damit können wir heute die richtige Therapie für den richtigen Tumor zur richtigen Zeit auswählen."

Krebs-Diagnose: Chancen auf Überleben stark gestiegen

"Wir haben hier wirklich einen unglaublichen Sprung nach vorne gemacht", betont Urologe Shariat. "Die Strategie einer clever eingesetzten MRT-Untersuchung und wenn nötig einer Fusionsbiopsie - also einer Biopsie auf der Grundlage der MRT-Daten - führt dazu, dass wir wirklich die Patienten erwischen, die einer Therapie bedürfen." 

Der PSA-Test habe auch früher dazu geführt, dass viele Leben gerettet wurden: "Aber er hat durch Überdiagnosen auch Schaden verursacht. Das ist heute anders." 

"Das Risiko einer Überdiagnose und Übertherapie ist heute deutlich reduziert", sagt auch Anton Ponholzer, Leiter der Urologie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien und Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Urologie. Eine große Rolle spielt dabei auch das kontrollierte Zuwarten bei Tumoren, die ein niedriges Risiko haben, wenn der Krebs örtlich begrenzt ist und mit großer Wahrscheinlichkeit nur sehr langsam oder gar nicht wächst: "Jeder zweite Patient aus dieser Gruppe hat auch 15 Jahre nach der Diagnose noch keine Behandlung benötigt." Generell könne die Früherkennung von Prostatakrebs die Sterblichkeit um rund 30 Prozent senken.

Neue App als Helfer für den Alltag

Die neue  interaktive und kostenlose App und Website www.patiospots.com will ein digitaler Helfer für den Alltag von an Prostatakrebs Erkrankten sein. Sie will das Leben mit vielen hilfreichen Features zu verschiedenen Themenbereichen wie Arbeitsalltag, Selbstfürsorge, Sexualität, Partnerschaft, Inkontinenz und anderen erleichtern.

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