Zahl der Brustkrebstoten sinkt – dennoch wurde Patitz nur 56 Jahre
Als der Mediziner Christian Singer gehört hat, dass das Starmodel Tatjana Patitz im Alter von 56 Jahren gestorben ist, dachte er: „Woran stirbt man in diesem Alter?“ Erst am Donnerstag wurde dann bekannt, dass sie Brustkrebs hatte – das Spezialgebiet des Arztes.
Jede achte Frau erkrankt im Lauf ihres Lebens daran – Brustkrebs ist somit die häufigste Krebsform, die bei Frauen diagnostiziert wird, wobei auch Männer in seltenen Fällen daran erkranken können. „Es gibt sicher viele Menschen mit der Diagnose, von denen Sie nichts ahnen“, sagt Singer.
80 Prozent werden geheilt
Auch wenn es schockierend ist, wenn relativ junge Menschen an Brustkrebs sterben – meist ist die Diagnose kein Todesurteil mehr: „80 Prozent aller diagnostizierten Mammakarzinome sind heilbar“, macht der Gynäkologe betroffenen Frauen Mut. Und neue Behandlungsmethoden sorgen dafür, dass der Anteil bald noch höher sein wird. „Bei den übrigen 20 Prozent schaffen wir es, dass wir sie so behandeln, dass sie einige Lebensjahre hinzugewinnen“, sagt der Experte. „Und das bei guter Lebensqualität, weil die Medikamente nur wenig Nebenwirkungen haben.“
Und noch eine gute Nachricht hat Singer: „Die wenigsten Frauen, bei denen Brustkrebs diagnostiziert wurde, brauchen eine Chemotherapie.“ Oft reichen nämlich antihormonelle Therapien, auch in Verbindung mit einer Strahlentherapie.
Familiär belastet
Die Ursachen für die Krankheit sind recht unterschiedlich. Manchmal ist der Krebs genetisch bedingt – ein Indiz hierfür ist, dass es in einer Familie einige Betroffene gibt. „In so einem Fall sollten Frauen in eine der Beratungsstellen gehen und mit den Medizinern die persönlichen Situation klären“, rät Singer.
Wichtig für alle Frauen ist die regelmäßige Vorsorge: „Denn je früher man das Karzinom entdeckt, desto besser sind die Heilungschancen“, weiß der Experte. Deshalb sollte jede Frau zwischen dem 45. und 69. Lebensjahr zur Brustkrebsvorsorge gehen, am besten alle zwei Jahre. Jede Frau in diesem Alter erhält eine schriftliche Einladung zur Mammografie. „Es kann aber auch jede mit der eCard zum Radiologen gehen. Sie wird freigeschalten, falls sie die vergangenen 48 Monate nicht untersucht wurde“, erläutert Singer.
Was jede tun kann
Am besten ist es allerdings, dass man die Krankheit nie bekommt. Und da gibt es durchaus einiges, was jede tun kann. Die Wissenschaft hat hier drei große Bereiche ausgemacht: Bewegung, Normalgewicht und wenig Alkohol. „Wir wissen, dass das Krebsrisiko sinkt, wenn man dreimal in der Woche 20 Minuten Sport macht – Spaziergänge gehören hier allerdings nicht dazu. Laufen, Pilates, Schwimmen oder schnell radeln schon eher“ sagt der Brustkrebsexperte.
Sport hilft auch dabei, das Gewicht zu halten. Gerade nach dem Wechsel ist das oft schwierig, insbesondere am Bauch setzt sich das überschüssige Gewicht an. Doch Übergewicht steigert das Brustkrebs-Risiko.
Genauso wie zu viel Alkohol: Da ist die Grenze bei einem Achtel Weißwein pro Tag. „Alle anderen Ernährungsumstellungen wie zum Beispiel eine fleischlose Kost, haben in Studien hingegen keinen Effekt gezeigt“, sagt der Gynäkologe.ute brühl
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