Chronisch
„Derartig lange Zeiträume bis zum Wiederauftreten sind vor allem bei sogenannten hormonrezeptor-positiven Tumoren (hormoneller Brustkrebs) bekannt, die auch nach 10, 15 Jahren Metastasen in der Lunge oder in anderen Organen bilden können“, erklärt Christian Singer, Leiter der Frauenklinik an der MedUni Wien. „Für die Betroffenen wird der Brustkrebs dadurch fast zu so etwas wie einer chronischen Erkrankung.“
Bei aggressiveren Tumorformen, wie dem sogenannten Triple-negativen Brustkrebs, ist die Zeit bis zum Wiederauftreten – sofern dies überhaupt der Fall ist – deutlich kürzer. „Hat man die ersten Jahre nach der Operation ohne ein Wiederauftreten überstanden, gehen wir davon aus, dass auf lange Sicht nicht mehr mit Tochtergeschwüren zu rechnen ist. Dank guter Operationstechniken, antihormoneller Therapien, Bestrahlen sowie Antikörper- und Chemotherapien ist das bei einer großen Mehrzahl der Frauen der Fall“, sagt Singer und betont: „Wichtig ist, dass Patientinnen auch nach erfolgter Operation regelmäßig zur Nachsorge kommen sowie auf ihren Lebensstil achten.“
Das betrifft vor allem drei Risikofaktoren: das Halten eines Normalgewichts (Übergewicht erhöht das Krebsrisiko), Bewegung (agile Betroffene erkranken seltener erneut) sowie reduzierter Alkoholkonsum. Um die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs zu verringern, sei es wichtig, sich strikt an die Empfehlungen der Ärzte zu halten: „Einige der Medikamente müssen bis zu zehn Jahre nach der Operation konsequent eingenommen werden.“
Kommt es zu Metastasen, werden diese meist im Rahmen der Nachsorge erkannt. Sie zeigen sich typischerweise an Symptomen wie Atemnot, Leistungsabfall, Knochenschmerzen oder -brüchen ohne erkennbare Ursache, Leberschmerzen oder Gewichtsabnahme. Knochenmetastasierungen, wie bei Newton-John in der Wirbelsäule, sind laut Singer die häufigste Metastasenform bei wiederkehrenden Brustkrebs-Tumoren. Ebenfalls betroffen seien typischerweise Leber, Lunge, manchmal auch das Gehirn.
Wie lange Patientinnen im metastasierten Stadium weiterleben, sei schwer zu sagen – mit neuen Medikamenten gelinge es aber immer besser, das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern. Aktuell belegten österreichische Wissenschafter etwa erstmals die Wirksamkeit eines neuen Therapieansatzes zur Behandlung von Gehirnmetastasen fortgeschrittener Brustkrebspatientinnen, bei dem ein Antikörper mit einer Chemotherapie kombiniert wird. „Diese chemischen Verbindungen sind wie trojanische Pferde – nach außen hin eine relativ ungefährliche Substanz, die sich an Krebszellen anhängen kann, im Inneren hat sie aber eine für Krebszellen tödliche Ladung“, erklärt Studienleiter und Onkologe Matthias Preusser, MedUni/AKH Wien. Diese Erkenntnisse können rasch umgesetzt werden, da das Medikament bereits zugelassen ist. Und sie geben jenen 15 bis 20 Prozent der Patientinnen Hoffnung, die von HER2-positivem Brustkrebs betroffen sind.
Neben den Therapieentwicklungen braucht es Vorsorge, für die immer mehr prominente Betroffene eintreten (siehe re.). Die regelmäßige Mammografie hilft, Brustkrebs zu erkennen, wenn er noch nicht fortgeschritten ist. In Österreich können Frauen ab 40 alle zwei Jahre kostenlos eine Mammografie in Anspruch nehmen. „Sie sollten sich aber nicht nur auf die Untersuchungen verlassen, sondern auch auf eine gesunde Lebensführung achten, die das Krebsrisiko deutlich reduzieren kann“, sagt Singer. „Gemeinsam mit Früherkennungsuntersuchungen hat man beste Karten, dass es nicht zu einem solchen Verlauf kommt.“
Für eine bessere Früherkennung, Behandlung und Erforschung der Krankheit setzte sich auch Newton-John ein. Nach der Diagnose gründete sie das Olivia Newton-John Cancer and Wellness Research Centre und wurde zu einer Vorreiterin im Kampf gegen Krebs. In dieser, ihrer vielleicht wichtigsten Rolle machte sie bis zuletzt vielen Frauen Mut. „Olivia war ein Symbol für Sieg und Hoffnung“, schrieb ihre Familie auf Facebook, „mehr als 30 Jahre lang, in denen sie ihren Weg mit Brustkrebs teilte.“
Kommentare