Bei Brustkrebs bilden sich Metastasen vor allem in der Nacht

In Österreich erkranken jährlich rund 5.600 Frauen an Brustkrebs und etwa 1.600 sterben an den Folgen der Krankheit.
Die Dynamik der zirkulierenden Krebszellen hängt von Hormonen des Schlaf-Wach-Rhythmus ab, zeigt eine schweizer Studie.

Brustkrebstumore kurbeln ihre Aktivität offenbar in der Nacht an und sondern mehr metastasenbildende Krebszellen ab als unter Tags. Das berichtet ein Team um den Biotechnologen Nicola Aceto, Professor für Molekulare Onkologie an der ETH Zürich, im Fachblatt "Nature".

Die schweizer Forscher konnten das Tag-Nacht-Muster von Brustkrebs mit Kollegen der Universität und des Universitätsspitals Basel bei 30 Krebspatientinnen und an Mausmodellen nachweisen. "Schläft die betroffene Person, erwacht der Tumor", fasst Aceto die Studienergebnisse zusammen.

Tumorzellen im Blut bilden Ableger

Im Fokus der Studie standen die sogenannten zirkulierenden Tumorzellen. Das sind vom ursprünglichen Tumor abgelöste Zellen, die im Blut zirkulieren. Einige von ihnen bilden Ableger in anderen Organen, also Metastasen. Diese sind für bis zu 90 Prozent aller durch Krebs verursachten Todesfälle verantwortlich.

Krebszellen setzen sich nachts als Metastasen fest

Wie die Forschenden festhalten, sondern Tumore in der Ruhephase nicht nur mehr zirkulierende Krebszellen ab. Vielmehr neigen die nachts freigesetzten Krebszellen auch eher dazu, sich schließlich als Metastasen festzusetzen. Die Dynamik der zirkulierenden Krebszellen würde von wichtigen Hormonen des Schlaf-Wach-Rhythmus wie Melatonin diktiert, heißt es in der Studie.

Wertvolle Info für Diagnostik

Die Erkenntnisse bieten laut den Forschenden wertvolle Informationen für die Diagnostik. Demnach könnte es etwa hilfreich sein, Biopsien zu streng kontrollierten Zeitpunkten durchzuführen, um die Vergleichbarkeit der Daten zu gewährleisten. Auch Behandlungen gegen Krebs ließen sich möglicherweise verbessern, wenn sie so abgestimmt würden, dass sie während des Schlafs maximal wirken.

Weiterführende Studien notwendig

In einem Begleitartikel zur Studie schreiben Harrison Ball und Sunitha Nagrath von der University of Michigan, dass die Arbeit von Aceto und seinem Team ein "bemerkenswertes Bild" zeichnen würde. Sie merken an, dass die Ergebnisse allerdings in großen klinischen Studien getestet werden müssen, bevor sie in die klinische Praxis einfliessen können. Zudem wäre es ihrer Ansicht nach interessant zu sehen, ob der beobachtete 24-Stunden-Rhythmus auch bei anderen Tumorarten außer Brustkrebs vorkommt.

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