Krebszellen im Gehirn: Welche neuen Konzepte das verhindern sollen

Bei jedem zweiten Patienten kommt es zur Ausbreitung von Krebszellen auch ins Gehirn.
Gehirnmetastasen: Mit neuen Ansätzen versuchen Forscher ihr Wachstum zu bremsen oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen.

Es ist eine zuversichtliche Nachricht für viele Patienten mit einer schweren Folge ihrer Krebserkrankung: „Wir können Metastasen im Gehirn zwar noch nicht heilen. Aber wir sehen heute öfter Patienten, die deutlich länger leben als dies bei Erkrankten noch vor einigen Jahren der Fall war“, sagt die Onkologin Priscilla Brastianos vom Cancer Center des Massachusetts General Hospital in Boston, USA.

Krebszellen im Gehirn: Welche neuen Konzepte das verhindern sollen

Onkologen Priscilla Brastianos und Matthias Preusser: "Viele neue Ansätze"

Dieses veranstaltete in Wien mit der Klinischen Abteilung für Onkologie der MedUni Wien (Leitung Matthias Preusser) ein internationales Symposium zur Forschung rund um Hirnmetastasen. „Unsere Nachrichten für die Patienten sind heute viel besser als noch vor zehn Jahren. Wir können wirklich sagen: Es gibt für viele Hoffnung auf ein längeres Leben.“

„Bei bis zu 50 Prozent der Krebspatienten streut der ursprüngliche Tumor – häufig Lungen-, Brust- oder schwarzer Hautkrebs – in das Gehirn aus“, sagt Preusser. Seit einigen Jahren gibt es neue – vielversprechende – Ansätze in der Therapie und Vorbeugung:

  • Das Wachstum bremsen

Lange war unklar, ob neue Therapieformen gegen Krebs wie die Immuntherapie (diese löst vom Tumor verursachte Bremsen des Immunsystems) auch Hirnmetastasen wirkungsvoll bekämpfen können: „Das ist mittlerweile nachgewiesen. Wir versuchen jetzt genau jene Präparate und Wirkstoffkombinationen herauszufinden, die am Besten die Blut-Hirn-Schranke überwinden.“

  • Die Metastasen verhindern

"Unser Ziel muss es sein, Metastasen im Gehirn gar nicht erst zuzulassen", sagt Onkologe Preusser. Auch Gehirnmetastasen benötigen für ihr Wachstum Blutgefäße. „Es gibt bereits Studien die zeigen, dass die Unterdrückung der Blutgefäßbildung das Wachstum von Metastasen bremst.“ Lungenkrebspatienten, die gegen ihren Ursprungstumor eine derartige Therapie erhielten, hatten später auch weniger Metastasen.

„Doch für einen eindeutigen Nachweis müssen wir eine Studie durchführen. Ein Konzept haben wir – aber wir suchen noch Partner aus der akademischen Forschung und der Industrie.“

Ein weiterer Ansatz ist, jene Gene zu blockieren, die eine Rolle bei der Bildung von Metastasen spielen. „Bei einer kleinen Gruppen von Patienten mit Lungenkrebs und einer speziellen Genmutationen ist das mit vorhandenen Medikamenten möglich. Wir suchen jetzt nach Möglichkeiten, bei mehr Patienten eine derartige Therapie anzuwenden.“

Noch vor wenigen Jahren wollte sich niemand in dieses Forschungsgebiet vorwagen, „weil die Erfolgsaussichten so gering erschienen“, erinnert sich Preusser. „Auch war es schwierig, die Unterstützung von Pharmafirmen zu gewinnen. Heute sehen wir mehr und mehr Wege, wie wir vorgehen können um das Wachstum von Metastasen zu verlangsame oder sogar verhindern zu können.“

Noch profitieren nicht alle Patienten, aber es gibt eindrucksvolle Beispiele: „Vor kurzem hatte ich einen Hautkrebspatienten, bei dem vor vier Jahren eine Metastase im Gehirn diagnostiziert wurde. Und dieser Tumor wächst nach wie vor nicht."

Die MedUni Wien ist bei der Krebsforschung mit dem "Comprehensive Cancer Center Vienna" gemeinsam mit dem AKH Wien im internationalen Spitzenfeld. Aktuelle Forschungsergebnisse kommen rasch den Patienten in der Klinik zugute. "Gerade bei Hirnmetastasen verfolgen wir das Ziel, diese gar nicht erst entstehen zu lassen", erklärt Preusser. "Wir wollen Risikogruppen erkennen und präventniv vor der Metastasierung schützen. Das wird uns in Zukunft immer besser gelingen."

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