Ein heißer Sommertag im Freibad, lachende Kinder, plätscherndes Wasser und über allem liegt der Duft nach Schnitzelsemmeln und Chlor. Doch Chlor ist prinzipiell geruchlos. Der typische Geruch entsteht erst durch eine chemische Reaktion, etwa mit Harnstoff, das der menschliche Körper mit dem Urin oder über die Haut ausscheidet. Je stärker es also nach Chlor duftet, desto stärker musste das Chlor arbeiten, um das Wasser rein zu halten. Mit anderen Worten: desto mehr Harnstoff ist im Wasser.
Gefiltert und desinfiziert
Dennoch kein Grund zur Sorge, meint Martin Kotinsky, der Sprecher der für die Wiener Bäder zuständigen MA 44. "Es gibt immer modernere Filteranlagen mit Aktivkohleschicht, die filtern problemlos auch die organischen Substanzen heraus. So kann man das Wasser mit wenig Aufwand sauberhalten. Das Wasser wird von der Überlaufrinne in ein Auffangbecken geleitet und von dort, gefiltert mit einem gewissen Frischwasseranteil und der erforderlichen Chlormenge, wieder ins Becken zurück."
Ob jemand seine Blase im Badewasser erleichtert, könne man leider nicht überprüfen - die Menge sei gemessen an den Wassermassen im Becken recht gering, beruhigt Kotinsky. Auch für jene, die besonders den seichten Kinderbecken eher skeptisch gegenüberstehen, hat er gute Nachrichten: "Die Wassermenge ist hier verhältnismäßig sehr gering. Das ist gleichzeitig Nachteil und Vorteil, das Becken erwärmt sich schneller, deshalb wird dort aber auch laufend viel Frischwasser zugeführt."
Perfektes Schwammerl-Milieu
Dennoch ist Umsicht geboten, meint Dermatologe Johannes Neuhofer. Besonders oft sieht er sich in der Praxis mit Fußpilz nach dem Schwimmbadbesuch konfrontiert. "Wo es warm und feucht ist, da wachsen die Schwammerl nicht nur im Wald gern, sondern auch sonst überall. Gerade bei den Zugängen oder in Pfützen konzentrieren sich die Pilzsporen am stärksten." Auch die Auswirkungen des Desinfizierens spüren einige seiner Patienten. "Man darf nicht vergessen: Chlor ist auch ein Reizgas. Das kann für Menschen mit empfindlicher Haut, z.B. für Neurodermitiker, unangenehm werden." Zusätzlich sei das warme, feuchte, schwitzige Milieu nun einmal Brutstätte für alle möglichen Entzündungen, ob diese nun irritativer Natur sind oder durch Keime verursacht werden.
Vorbeugen
Wer beim Schwimmbadbesuch also auf Nummer sicher gehen will, dem empfiehlt Hautarzt Neuhofer: "Duschen Sie nach jedem Gang ins Becken ordentlich kalt nach." Und wie kann man als Badegast nun selbst dazu beitragen, dass die Wasserqualität gut bleibt? Dazu Kotinksy: "Die Höflichkeit, dass man nicht ins Becken macht, ist das eine. Das Wichtigste wäre aber, sich vor dem Baden gut abzuduschen." So würde auch die Harnstoffkonzentration im Wasser deutlich reduziert. "Alles was die Leute an einem heißen Tag auf sich picken haben, wie Schweiß oder vor allem auch Sonnenöl, kann an einem starken Tag das Wasser trüb werden lassen."
Wer nun aber meint, in der Natur könne man bedenkenlos ins Wasser, für den hat Neuhofer schlechte Neuigkeiten: "Hier gibt es die Larve der Saugwürmer, die Zerkarien, die eigentlich Schwimmvögel befallen wollen, als Fehlwirt aber oft die Menschen erwischen. Die bohren sich in die Haut, und ein paar Stunden später hat man einen massiven Ausschlag. Gerade wenn es längere Zeit warm war oder man in kleineren Tümpeln badet, muss man aufpassen. Ich empfehle daher in der Natur fließendes Wasser oder kalte Seen."
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