Wechseljahre: Zwei Drittel der Frauen fühlen sich am Arbeitsplatz beeinträchtigt
Die Wechseljahre können für Frauen eine belastende Zeit sein - das rückt zunehmend ins Bewusstsein. Doch dass die Veränderungen im Hormonhaushalt ebenso das Berufsleben beeinflussen, ist noch immer ein Tabuthema. Das zeigen die Ergebnisse des erstmals veröffentlichten "MenoSupportAustria". Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden 1.720 in Österreich arbeitende Frauen befragt, wie die Wechseljahre Arbeitsfähigkeit, Karriere und den Pensionsantritt von Frauen beeinflussen.
Mehr als zwei Drittel der befragten Österreicherinnen gaben an, dass sie sich an ihrem Arbeitsplatz von Wechselbeschwerden beeinträchtigt fühlen. Am häufigsten wurden körperliche und geistige Erschöpfung (71,4 %), Schlafstörungen (61,9 %), Wallungen (58,5 %), Reizbarkeit (50.1 %) und depressive Verstimmungen (40,6 %) genannt.
Viele fühlen sich gestresster in der Arbeit
Das wirkt sich wenig überraschend auch auf die Arbeitsfähigkeit aus. Die Frauen konnten sich weniger gut konzentrieren (66.4 %), fühlten sich gestresster (64,1 %) und waren reizbarer oder ungeduldiger gegenüber anderen (45,5 %). Das führt bei vielen wiederum zu Befürchtungen, wegen ihrer Wechselbeschwerden benachteiligt zu werden. Und: Gegenüber gleichaltrigen, männlichen Kollegen fühlt sich jede fünfte Berufstätige in den Wechseljahren nicht wertgeschätzt.
Alarmierende Ergebnisse, befinden die Studienautorinnen Andrea Rumler und Julia Memmert von der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin bei der Studienpräsentation in Wien. "Die Wechseljahre sind kein ausschließlich persönliches Thema. Sie haben eine gesamtgesellschaftliche Dimension", betonen die Wissenschafterinnen. Sie führten die Studie mit dem Wechseljahre-Portal "Wechselweise" und Unterstützung der Raiffeisen Capital Management durch.
Handlungsbedarf für Betriebe
Die Autorinnen sehen vor allem bei den Betrieben Handlungsbedarf, denn das Thema Wechseljahre sei dort noch immer tabuisiert. "Sie müssen die körperlichen und mentalen Herausforderungen der Frauen stärker berücksichtigen." Denn die Entscheidungen, die aufgrund Wechselbeschwerden getroffen werden, haben auch Einfluss auf den Arbeitsmarkt. Ein Fünftel der Frauen gab nämlich an auf Grund von Wechseljahrbeschwerden die Arbeitszeit zu reduzieren. Und: 14 Prozent der über 55-Jährigen erwägt sogar, in Frühpension zu gehen oder hat diesen Schritt bereits gesetzt.
Die Folge: Die Betriebe verlieren erfahrene Mitarbeiterinnen, die Frauen Versicherungsjahre und Lebensqualität. Andrea Rumler resümiert: "Viele Frauen erleben die Wechseljahre als Karrierebremse. Die Beschwerden belasten nicht nur den Arbeitsalltag, sondern beeinflussen oft auch berufliche Entscheidungen."
Frauen verkürzen ihre Arbeitszeit
Um solche Auswirkungen zu vermeiden, können bereits relativ einfach umsetzbare Maßnahmen helfen, zeigte die Studie ebenfalls. An erster Stelle der Wünsche steht mit 72 Prozent die Sensibilisierung der Frührungskräfte für das Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz. Flexible Arbeitszeitmodelle haben mit 70 Prozent die zweitstärkste Zustimmung und eine "wechseljahrefreundliche Arbeitskultur" wünschen sich ebenfalls viele Frauen.
"Wechselweise"-Gründerin Veronika Pelikan: "Wenn Frauen früher in Pension gehen oder ihre Arbeitszeit verkürzen, weil ihre Bedürfnisse nicht ernst genommen werden, schadet das den Unternehmen in bedeutendem Ausmaß." Werden diese Nachteile abgefedert, könnten erfahrene Mitarbeiterinnen länger im Unternehmen gehalten werden.
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