Wechseljahre: 5 Irrtümer, die noch immer weit verbreitet sind

Wechseljahre: 5 Irrtümer, die noch immer weit verbreitet sind
Die neue Lebensphase hat einen schlechten Ruf, bietet aber viele positive Aspekte. Fünf Mythen mit vielen Tipps für einen besseren Übergang.

Der Mensch ist eines der wenigen Lebewesen mit Menopause – nur noch Kurzflossen-Grindwale, Orcas und kleine Schwertwale verlieren ihre Reproduktionsfähigkeit: Die Wechseljahre nennt man das. Die Eckpunkte dieser Veränderungen sind grundsätzlich bekannt: Hormonelle Umstellung, Ausbleiben der Regelblutung, keine Schwangerschaften mehr.

Und obwohl jede Frau damit konfrontiert ist – die eine früher, die andere später – ist das Thema noch immer erstaunlich tabubehaftet. Auch, weil es mit Altwerden assoziiert wird. Dabei bietet diese Lebensphase auch viele Freiheiten und positive Erfahrungen.

Erst in den vergangenen Jahren begann sich da etwas zu ändern. Frauen reden heute offener über ihre Wechseljahre als frühere Generationen und finden individuellere Wege damit umzugehen. Dennoch wissen noch immer viele Frauen zu wenig über diese unausweichliche Übergangsphase in ihrem Leben, betonen Experten anlässlich des Welt-Menopausentags (18. Oktober) und beleuchten die gängigsten Mythen - von Hitzewallungen und anderen Wechselbeschwerden über Hormontherapie bis zu den Wechseljahren bei Männern:

  • Mythos: Jede Frau hat Hitzewallungen und ist gereizt

Die Beschwerden können sehr unterschiedlich sein – auch die Dauer ist sehr individuell, sagt Mediziner Thomas Römer, Vizepräsident der Deutschen Menopause Gesellschaft: „Insgesamt sind etwa 75 Prozent der Frauen im Laufe ihrer Wechseljahre von Beschwerden betroffen, rund ein Drittel fühlt sich stark beeinträchtigt.“ Fakt ist: Statistisch gesehen haben rund ein Drittel aller Frauen kaum oder gar keine Beschwerden.

➤ Mehr lesen: Wechseljahre: „Älter zu werden, ist keine Krankheit“

  • Mythos: Wechselbeschwerden muss man aushalten

Eine im Juli 2023 veröffentlichte Studie ergab, dass nicht einmal 15 Prozent der Frauen in den Wechseljahren die richtige Behandlung für ihre Wechselbeschwerden erhielten. Die australische Molekularbiologin Susan Davis untersuchte mit einem internationalen Team über 200 Studien, die in 70 Jahren erschienen sind. Ihre Übersichtsarbeit ist im Fachjournal Cell erschienen. Die Beschwerden müssen ebenso individuell und ganzheitlich abgestimmt werden wie die Veränderungen im Körper. Bewegung, die richtige Ernährung und ausreichend Schlaf können dazu beitragen, viele der körperlichen und psychologischen Symptome zu lindern.

➤ Mehr lesen: Wechseljahre: Auf diese Lebensmittel sollten Frauen verzichten

Die Möglichkeiten, um gut durch die Menopause zu kommen, sind umfangreich: Von Lebensstilanpassungen über pflanzliche Methoden bis zur ärztlich kontrollierten Hormonersatztherapie – Beschwerden und Begleiterscheinungen der Wechseljahre können gut behandelt werden. Die Autorin Nathalie Rosenegger (Buchtipp unten) setzte etwa auf pflanzliche Begleitung in Form von Kräutern, Aromatherapie oder auch Hausmittel, die körperliche oder seelische Dysbalancen während der Wechseljahre lindern können.

Ihr Ansatz: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, man steht in dieser Lebensphase mitten im Leben und hat immer zu wenig Zeit. Daher muss bei mir alles schnell und einfach gehen, die Zutaten sollten leicht erhältlich sein.“

  • Mythos: Außer den Hormonen ändert sich nichts im Körper

Eine Analyse von 200 Studien aus mehreren Jahrzehnten an der University of Australia zeigte, dass viele Auswirkungen gar nicht mit der Menopause in Verbindung gebracht und auch nicht berücksichtigt werden. So erhöht sich etwa das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebserkrankungen, heißt es in der im Journal Cell veröffentlichten Studie.

➤ Mehr lesen: Mentaltraining: Fünf Tipps für die Wechseljahre

  • Mythos: Hormonersatztherapie ist gefährlich

Die Hormontherapie sei zwar am besten von allen Therapiemöglichkeiten untersucht, sagt die australische Molekularbiologin Davis – aber nicht für alle Frauen die beste Behandlungsoption. Heute wird sie wesentlich kontrollierter eingesetzt als noch um die Jahrtausendwende: So niedrig dosiert und so kurz wie möglich, lautet die Empfehlung.

➤ Mehr lesen: Sex in den Wechseljahren: Für immer lustvoll

  • Mythos: Die Wechseljahre betreffen nur Frauen

Auch bei Männern kommt es mit zunehmendem Alter zu verringerter Produktion des Hormons Testosteron. Diese sogenannte Andropause ist aber nicht mit der weiblichen Menopause vergleichbar.

Wechseljahre: 5 Irrtümer, die noch immer weit verbreitet sind

Nathalie Rosenegger: „Wohlfühlen in den Wechseljahren“
Verlag Maudrich, 19,95 Euro

Wechseljahre: 5 Irrtümer, die noch immer weit verbreitet sind

Sheila de Liz: „Woman on Fire. Die fabelhaften Wechseljahre“
Verlag Rowohlt, 16,90 Euro

Kommentare