Was die hohen Zahlen mit uns machen

Was die hohen Zahlen mit uns machen
Trotz des hohen Risikos setzt laut Psychologin ein Gewöhnungseffekt ein, wie er etwa auch bei Opfern von Katastrophen zu beobachten sei.

Aus Sicht der Psychologin Donya Gilan gewöhnen sich viele Menschen an immer weiter in die Höhe schießende Inzidenzen und Neuinfektionen. "Es stellt sich so was wie eine Gewöhnung, Habituation, ein, so dass das dazu führen kann, dass bestimmte Maßnahmen vielleicht nicht mehr so streng befolgt werden", sagte Gilan vom Leibniz-Institut für Resilienzforschung in Mainz der Deutschen Presse-Agentur.

"Auf der anderen Seite hat es aber natürlich auch einen deeskalierenden Effekt, was Angst und Sorge betrifft." Entsprechend sei es wichtig, die Balance zu halten.

Im Zuge der Omikron-Welle stiegen die bundesweiten Corona-Neuinfektionen in Österreich am Donnerstag auf 43.053, damit überschritt die Zahl der Neuinfektionen sogar die 40.000er-Marke. Außerdem waren es fast 10.000 Fälle mehr als am Mittwoch, da war erstmals die 30.000er-Marke überschritten worden. Auch Deutschland vermeldete einen Rekord bei der Zahl der gemeldeten Neuinfektionen innerhalb eines Tages: Es waren erstmals mehr als 200 000.

Laut Gilan setzt nach der langen Zeit in der Pandemie trotz des hohen Risikos ein Gewöhnungseffekt ein, wie er etwa auch bei Opfern anderer kritischer Lebensereignisse oder Katastrophen zu beobachten sei. Ob man angesichts der immer höheren Corona-Zahlen besonders sorgenvoll reagiere oder abstumpfe, hänge aber auch beispielsweise vom Grad der persönlichen Betroffenheit und Ängstlichkeit ab, so die Expertin.

Als Strategie, um nach zwei Jahren Corona noch gut durch die Pandemie zu kommen, empfahl Gilan, "einfach im Hier und Jetzt" zu leben und sich möglichst nicht so stark auf den empfundenen Stillstand zu konzentrieren.

Zudem sei Zuversicht nun eine besonders wichtige Ressource: "Man muss sich bewusst machen, dass die Krise oder die Pandemie jetzt natürlich noch eine Weile andauern wird, aber dass natürlich die Situation sich im Vergleich zu letztem Jahr schon stark verändert hat, so dass man quasi auch so was wie eine Hoffnung, was das nächste Jahr betrifft, für sich entwickelt."

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