Was der Klimawandel mit Asthma-kranken Kindern zu tun hat

Was der Klimawandel mit Asthma-kranken Kindern zu tun hat
Eine längere Pollensaison macht Allerigkern das Leben schwer. Schaden an der jungen Lunge wirken bis ins Alter.

Was hat der Klimawandel mit Asthma zu tun? Die steigenden Temperaturen befeuern die Pollensaison, die längere Belastung wirkt sich auf das chronische Leiden vor allem von Kindern und Jugendlichen aus. Davor warnt die Gesellschaft der Österreichischen Lungenfachärzt*innen, ÖGP, im Vorfeld des Welt-Asthma-Tages am 3. Mai.

Wichtige Diagnose

In Europa sind rund 5,5 Millionen Kinder zwischen fünf und 16 Jahren von Asthma betroffen. Die Diagnostik ist komplex. Häufig wird die Erkrankung nicht erkannt oder fälschlicherweise diagnostiziert. In der Folge werden jungen Patienten nicht, nicht ausreichend oder unnotwendigerweise behandelt – mit mitunter weitreichenden Auswirkungen auf ihren gesundheitlichen Lebensverlauf.

Tests für die Kleinsten schwierig

Ein Problem bei kindlichem Asthma ist die Befundung. „Asthma vor dem fünften Lebensjahr zu diagnostizieren ist schwierig, denn mit so kleinen Kindern kann man die zur Diagnose notwendigen Tests einfach noch nicht durchführen“, sagt Angela Zacharasiewicz, MBA, Leiterin des Arbeitskreises Pädiatrische Pneumologie der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie und Oberärztin an der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Klinikum Ottakring, Wilhelminenspital.

Auch bei älteren Kindern und Jugendlichen gestaltet sich die richtige Diagnose manchmal komplizierter: Untersuchungen an europäischen Schulkindern zeigen, dass Asthma oftmals unter- oder falsch diagnostiziert wird. Lungenspezialistin Zacharasiewicz dazu: „Die Asthma-Diagnose bei Kindern stellt eine klinische Herausforderung dar. Ursache dafür ist oftmals, dass Atemwegsinfekte vor allem bei kleineren Kindern fehlgedeutet werden, da sie oft ähnliche Symptome hervorrufen wie Asthma. In der Folge kommt es manchmal zu einer Übertherapie mit Cortison.“

Eine Unterdiagnostizierung wiederum führt nicht nur zu unnötigen Beschwerden, häufiger Schulabwesenheit und einer Einschränkung der Lebensqualität, sondern auch zu schwereren Asthma-Anfällen, Krankenhausaufnahmen und einer höheren Morbidität.

Neue Leitlinien zur Befundung definiert

Nun hat eine internationale Expertenrunde Richtlinien definiert, wie Asthma beim Kind am besten zu diagnostizieren ist. „Die Diagnose ‚Asthma‘ darf niemals auf nur einem einzigen Testergebnis beruhen. Wir wissen, dass die Diagnosestellung nicht immer einfach und meist nicht mit einem einzigen Arztbesuch gestellt werden kann“, betont Zacharasiewicz, CO-Autorin dieser ERS-Leitlinie.

Mehrere Säulen für Absicherung der Diagnose

Zunächst muss eine genaue Anamnese erhoben werden. „Oftmals braucht es dabei mehrere Vorstellungen beim Arzt, denn die Beschwerden wie Husten oder Atemnot, typischerweise verbunden mit pfeifenden Geräuschen, dem sogenannten Giemen, treten meist anfallsartig auf und dazwischen sind die Kinder und Jugendlichen beschwerdefrei. Daher ist es empfehlenswert, ein Asthma-Tagebuch zu führen, in dem die Symptome notiert werden“, sagt Zacharasiewicz.

Die ERS-Leitlinie empfiehlt dann einen drei Schlüsseltests: Spirometrie, Reversibilitätstest (Bronchospasmolyse-Test) und den FENO-Test, bei dem die Konzentration von Stickstoffmonoxid in der Ausatmungsluft gemessen werden. Ausschlaggebend für die Diagnose Asthma ist dann die Zusammenschau all dieser Resultate.

„Es gibt noch weitere mögliche Tests zur Diagnostik von Asthma, die in der Leitlinie hinsichtlich ihres sinnhaften Einsatzes behandelt werden und die additiv zur Anwendung kommen können, wenn mit Anamnese und den Schlüsseltests keine eindeutige Diagnose gestellt werden kann. Sind aber zwei von drei Schlüsseltests positiv, gilt die Diagnose ‚Asthma‘ als gesichert.“

Klarheit für Betroffene

Eine korrekte Diagnose spielt sowohl für die betroffenen Kinder als auch ihre Familien eine große Rolle: Die Eltern wollen Klarheit, um ihre Kinder bestmöglich unterstützen zu können, ihre Symptome zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Für die Kinder und Jugendlichen sind eine korrekte Diagnosestellung und nachfolgende Therapie, neben der Verbesserung der aktuellen Situation, enorm wichtig für ihren weiteren Lebensweg. „Denn die Lungenfunktion im Kindesalter hat Auswirkungen auf die Lungengesundheit im Erwachsenenalter“, so Priv.-Doz.in Robab Breyer-Kohansal von der Abteilung für Atemwegs- und Lungenkrankheiten Klinik Penzing, Wien, und Forschungsleiterin am Ludwig Boltzmann Institut für Lungengesundheit.

Erhöhtes Risiko für chronische Lungenerkrankungen

Ergebnisse der LEAD-Studie, der bisher größten epidemiologischen Beobachtungsstudie Österreichs zur Lungengesundheit, zeigen, dass das Auftreten von erniedrigten Lungenfunktionswerten bei Kindern und Jugendlichen mit dem Auftreten von allergiebezogenen Merkmalen mittels Haut-Allergietest und dem Vorliegen chronischer Lungenerkrankungen wie Asthma verbunden sind: "Wir wissen, dass Kinder mit erniedrigter Lungenfunktion ein erhöhtes Risiko haben, im Erwachsenenalter an einer chronischen Lungenerkrankung zu leiden. Daher sind wahrscheinlich Interventionen bereits in diesen jungen Lebensjahren besonders wichtig, um den weiteren Verlauf der Lungenfunktion zu beeinflussen.“

Allergischer Schnupfen in der Kindheit begünstigt Asthma

Rund 50 Prozent der Kinder mit allergischem Schnupfen entwickelt im Lauf ihres Lebens Asthma. „Forschungsergebnisse zeigen ganz klar, dass ein Zusammenhang zwischen Allergien und Asthma besteht, und gerade Kleinkinder, die eine Sensibilisierung aufweisen oder bereits an einer Allergie leiden, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, auch an Asthma zu erkranken.

Frühe Diagnose macht Behandlung erfolgreicher

Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter überhaupt und wird oft nicht rechtzeitig erkannt“, sagt Fritz Horak, ÖGP-Arbeitskreis „Allergie und Asthma“ und Ärztlicher Leiter des Allergiezentrums Wien West. Während „nur“ rund fünf Prozent der Erwachsenen in Österreich an Asthma bronchiale leiden, sind es bei den Volksschulkindern rund zehn Prozent - Tendenz steigend. „In einem Zeitraum von knapp 10 Jahren hat sich die Anzahl asthmatischer Volksschulkinder um rund 16 Prozent, bei den 12- bis 14-Jährigen um 32 Prozent erhöht. Eine möglichst frühzeitige Diagnose und eine umgehende fachgerechte Behandlung von Allergien trägt also dazu bei, die Entwicklung von Asthma hintanzuhalten“, betont der Allergie-Spezialist.

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