Die Studie konzentriert sich auf eine Gruppe von Genen, die als menschliche Leukozytenantigene (HLA) bezeichnet werden. Diese HLA-Gene kodieren Proteine, die vom Immunsystem verwendet werden, um gesunde Zellen zu identifizieren und sie von denen zu unterscheiden, die mit Bakterien und Viren infiziert sind. Das HLA-System ist von entscheidender Bedeutung für die Reaktion des Immunsystems und zudem von Person zu Person sehr unterschiedlich. Aufgrund der Rolle der HLAs bei der Infektionsbekämpfung fragten sich die Forscher, ob es spezifische Varianten gibt, die uns besser vor dem SARS-CoV-2-Virus schützen oder anfälliger dafür machen.
10 Prozent aller Menschen
An der Studie nahmen rund 30.000 ungeimpfte Menschen teil, die zuvor eine DNA-Sequenzierung durchführen ließen. Dabei wurden auch die HLA-Gene analysiert. Die Forscher fanden heraus, dass Personen mit der Genvariante HLA-B*15:01 nach einer Infektion mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit symptomlos blieben. Beeindruckend ist, dass diese Variante bei etwa 10 Prozent der Bevölkerung vorkommt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Personen, die HLA-B*1501 in ihrem Genom hatten, der Infektion zwar nicht ausweichen konnten, aber dennoch nicht krank wurden.
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"Wir stellten die Hypothese auf, dass ihr Immunsystem so schnell und kraftvoll reagieren konnte, dass das Virus eliminiert wurde, bevor es Symptome verursachte. Es ist, als hätte man eine Armee, die bereits weiß, wonach sie suchen muss, und an der Uniform erkennen kann, dass es sich um die Bösewichte handelt", erklärt Studienleiterin Jill Hollenbach von der University of California San Francisco.
Die Ergebnisse zeigen einen Mechanismus auf, wie Menschen vermeiden können, an SARS-CoV-2 zu erkranken, und die Forschergruppe plant, weitere Erkenntnisse über die Reaktion auf dieses Virus zu gewinnen, die zu einem besseren Verständnis von Covid-19-Medikamenten und Impfstoffen führen sollen.
Neue Erkenntnisse bei Long-Covid
Fast 36 Millionen Menschen europaweit waren in den drei Pandemiejahren von Long-Covid betroffen und haben oder hatten daher mit den Spätfolgen einer Covid-19 Infektion zu kämpfen. Hans Kluge, Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht sogar davon aus, dass wir uns niemals wirklich von der Pandemie erholen werden, solange nicht umfassende Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten für Long-Covid zur Verfügung stehen. Entsprechend warnt die WHO eindringlich vor einem blinden Fleck in unserem Wissen in Bezug auf Long-Covid. Dieser blinde Fleck könnte nun ein bisschen kleiner geworden sein.
Eine aktuelle Studie an mehreren tausend Menschen gibt Hinweise darauf, dass Varianten eines Gens mit dem Namen FOXP4 mit einem erhöhten Long-Covid Risiko verknüpft sein könnten.
Gen-Variante gehäuft bei Long-Covid-Erkrankten
Aber müssen uns die Nachrichten von einem „Long-Covid Gen“ beunruhigen? Ganz im Gegenteil, stellt Professor Jörn Bullerdiek, Direktor des Instituts für Medizinische Genetik der Universitätsmedizin Rostock und Vorstandsmitglied des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long Covid (ÄLC) fest. „FOXP4 ist der Name des Gens, um das es geht, und das haben wir alle. Es zeigt sich nun, dass eine Variante im Bereich dieses Gens gehäuft bei Long-Covid Erkrankten zu finden ist.
Entsprechend werden nicht alle Menschen, die diese Variante haben, nach einer akuten Corona-Infektion Long-Covid bekommen. Und umgekehrt kann man auch Long-Covid bekommen, wenn man die Variante nicht hat.“ Die Ergebnisse der Studie werden dennoch großen Einfluss darauf haben, Entstehungsmechanismen von Long-Covid besser zu verstehen, sagt Bullerdiek voraus.
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