In Österreich ist die Omikron-Untervariante BA.5 vorherrschend - diesen Dienstag starten die Impftermine für Auffrischungsimpfungen mit dem neuen BA.5 angepassten Impfstoff in Wien. Weltweit blicken Evolutionsbiologen und Virenjäger auf die Entwicklung der Herbstkurven: Drängt sich eine neue Variante in den Vordergrund, die womöglich noch besser unseren Antikörpern ausweichen kann?
In Ländern wie Dänemark, Belgien, England und den USA holen die neuen Varianten BQ.1 - ein Abkömmling vom BA.5-Stamm - und BA.2.75.2 - ein Abkömmling von BA.2 - auf. Tom Wenseleers, Evolutionsbiologe an der Katholieke Universität Leuven in Belgien: "Bisher war BA.2.75.2 nur in Bangladesch die klare Ursache einer neuen Infektionswelle, aber es ist klar, dass diese neuen Varianten in Kürze zunehmenden Druck ausüben werden."
BA.2.75.2 zeichnet sich durch eine spezielle Veränderung im Spike-Protein des Coronavirus aus, die schon länger aus anderen Varianten bekannt ist und dazu führt, dass diese Erreger sich etwas leichter verbreiten. Dieser Sublinie dürfte es etwas besser gelingen, dem Immunsystem zu entkommen.
Erst vergangene Woche wurden erste Erkenntnisse aus zwei Studien mit Labordaten zu dieser Variante veröffentlicht: Beide Studien zeigten, dass BA.2.75.2 den Antikörpern von BA.5-Genesenen deutlich besser ausweichen kann als alle anderen Varianten bisher. (Sie können die Studie hier auf Englisch nachlesen.)
Zudem konnten schwedische Wissenschafter nachweisen (Sie können die Studie hier auf Englisch nachlesen.), dass sich BA.2.75.2 resistent gegen die Neutralisierung durch den Astra-Zeneca-Antikörpercocktail Evusheld (Tixagevimab + Cilgavimab) zeigt, konnte aber dem Antikörperpräparat Bebtelovimab nicht ausweichen.
Der chinesische Biochemiker und Immunologe Yunlong Richard Cao von der Peking Universität legte nach seinen ersten Erkenntnissen nach: "Kurz gesagt, BA.2.75.2 und BQ.1.1 sind die Antikörper-ausweichenden Varianten, die getestet wurden, die BA.5 weit übertreffen und sich dem SARS-CoV-1-Niveau annähern."
Damit erinnert der Wissenschafter an den SARS-Ausbruch in den Jahren 2002/2003: Als erste Pandemie im 21. Jahrhundert verbreitete sich die Atemwegserkrankung SARS von Südchina aus binnen weniger Wochen und forderte innerhalb eines halben Jahres 774 Menschenleben weltweit.
Zu den neuen Ergebnissen:
BA.2.75.2 weicht Antikörpern aus Plasma von BA.2/BA.5-Durchbruchsinfektionen etwas besser aus als BQ.1.1.
Die monoklonalen Antikörper Evusheld und Bebtelovimab sind bei BQ.1.1 unwirksam.
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