Warum auch Ameisen auf "Social Distancing" bei Infektionen setzen

Warum auch Ameisen auf "Social Distancing" bei Infektionen setzen
Verhaltensbiologin Sylvia Cremer vom IST Austria erklärt, warum "Verhaltens-Immunität" wichtig ist - nicht nur bei Insekten.

Abstand halten und sozialer Rückzug sollen als „Verhaltens-Immunsystem“ unserer Gesellschaft wirken. Dabei denkt man eher nicht an Ameisen. Ihr Sozialverhalten kann durchaus Erkenntnisse für den Menschen liefern. „Soziale Insekten sind ein ideales System, um die Rolle von sozialen Geflechten in der Bekämpfung von Erkrankungen zu studieren“, sagt Sylvia Cremer.

Die Evolutionsbiologin forscht darüber am Grundlagenforschungsinstitut Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) in Klosterneuburg. Wie das veränderte Sozialverhalten auf den Alltag wirkt, erarbeitet Cremers Forschungsgruppe derzeit im „KoCoNet“-Projekt. Die in diesem „kollektiven Tagebuch“ (Teilnahmeinfo: cokonet.pages.ist.ac.at) gesammelten Daten sollen für Simulationen genutzt werden. „Solche Modelle erlauben es, generell Epidemien zu modellieren und zu simulieren.“

KURIER: Was ist das Verhaltens-Immunsystem?

Sylvia Cremer: Wenn man vom Immunsystem spricht, denkt man oft an Immunzellen und andere physiologische Abwehrmechanismen. Krankheitsbekämpfung beginnt jedoch schon vorher – durch das Verhaltens-Immunsystem, das zu Hygiene und zur Vermeidung von Situationen mit hohem Ansteckungsrisiko führt. Verhalten kann also schon vor einer erfolgten Infektion das Krankheitsrisiko beeinflussen.

Wie viel vom Sozialverhalten der Ameisen steckt im „Herdentier“ Mensch?

Kommentare