Ameisen und Menschen sind von ihrer Sozialstruktur äußerst unterschiedlich. Das bedeutet, dass die Krankheitsabwehrstrategien von Ameisenkolonien und Menschen in vielen Bereichen nicht vergleichbar sind. Es gibt jedoch einige generelle Punkte, die für alle Arten von sozialen Gruppen gültig sind.
Welche sind das?
Ameisen zeigen „Social Distancing“: Arbeiterinnen, die sich mit einem Krankheitserreger, wie etwa Pilzsporen, angesteckt haben, verbringen weniger Zeit im Inneren des Nestes wie der Brutkammer und verbringen mehr Zeit außerhalb des Nestes.
Interessanterweise gilt das nicht nur für die angesteckten Tiere selbst, sondern auch für jene, die normalerweise engen Kontakt mit diesen Tieren haben. Durch diese Verhaltensänderungen und die dadurch ausgelösten Veränderungen im sozialen Kontaktnetzwerk der Kolonie kommt es zu einer niedrigeren Ansteckung.
Durch Kontaktvermeidung schützt sich die Kolonie ?
Krankheitserreger brauchen physische Nähe zwischen zwei Wirten, um sich auszubreiten. Wenn Menschen oder Tiere krank sind, verhalten sie sich meist „intuitiv abstandsgenerierend“, vermeiden soziale Kontakte und schlafen viel. Dieses „Krankheitsverhalten“ tritt typischerweise mit Einsetzen der Symptome auf. Doch können sich Krankheitserreger häufig schon verbreiten, bevor Symptome auftreten. Prophylaktisches „Social Distancing“ kann Krankheitsausbreitung bereits in frühem Stadium einschränken.
Wie verhindern Ameisen, Krankheitserreger einzuschleppen?
Ameisen sind sehr reinliche Tiere: Sie putzen sich selbst und andere und reinigen ihr Nest mit antimikrobiellen Substanzen. Sie leben in sehr pathogen-reichen Lebensräumen. Sie haben daher sehr hohe Hygienestandards entwickelt, die gegen sehr viele Krankheitserreger, wie Pilze und Bakterien, aktiv sind.
Wie sehr hängen soziales Verhalten und Immunsystem zusammen?
Verhalten und Immunsystem sind bei „sozialen Arten“ eng verknüpft. Bei Krankheit ändert sich das Verhalten. Umgekehrt beeinflusst das Verhalten das Immunsystem: Soziale Distanz führt zu geringer Ansteckungshäufigkeit und niedrigerer Pathogenmenge, die sich verbreitet. Somit erhöht sich die Chance, dass es nicht durch Übertragung einer hohen Dosis von Krankheitserregern zu Krankheit kommt, sondern dass nur geringere Mengen übertragen werden. Eine geringe Infektionsdosis führt oft dazu, dass das Immunsystem die Krankheitserreger im Körper effizient bekämpfen kann und die Krankheit entweder nicht ausbricht oder sehr mild verläuft. Ein solcher Immunsystem-Boost kann dann zu einer langfristigen Immunisierung – einer Art natürlichen Impfung – führen.
Wie sehen Sie immunstärkendes Verhalten?
Das Verhaltens-Immunsystem wirkt vor der Infektion, das physiologische Immunsystem nachher. Beides gemeinsam bewirkt, ob und wie stark man infiziert wird und wie man eine Infektion bekämpfen kann. Beides gleichzeitig kann man etwa durch Bewegung unter Einhaltung von „Social Distancing“ stärken.
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