Virologen spritzen sich Booster für Johnson & Johnson selber

Virologen spritzen sich Booster für Johnson & Johnson selber
Über die Wirksamkeit des US-amerikanischen Impfstoffes gegen die Delta-Variante ist noch nichts bekannt.

US-Experten für Infektionskrankheiten erwägen die Notwendigkeit von Auffrischungsimpfungen mittels mRNA-Impfstoffen für Amerikaner, die den Ein-Dosis-Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten haben.

Hintergrund ist die zunehmende Verbreitung der ansteckenderen Delta-Coronavirus-Variante und dass bisher keine Daten zur Wirksamkeit des Impfstoffes von Johnson & Johnson gegen die Delta-Variante bekannt sind. Britische Studien zeigten, dass erst zwei Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer oder Astra Zeneca einen signifikanten Schutz gegen die Delta-Variante bieten.

Laut einer Studie der britischen Gesundheitsbehörde ist der Biontech-Impfstoff zwei Wochen nach der zweiten Dosis zu 88 Prozent wirksam gegen eine durch die Delta-Variante ausgelöste symptomatische Covid-19-Erkrankung, bei der Alpha-Variante sind es 93 Prozent. Das Astra-Zeneca-Vakzin hat demnach eine 60-prozentige Wirksamkeit gegen die Delta-Variante und eine 66-prozentige gegen die Alpha-Variante.

Da es sich bei dem Impfstoff von Johnson & Johson um einen Vektor-Impfstoff handelt, der nur einmal gespritzt werden muss, entbrannte in den USA eine Debatte über Auffrischungsimpfungen unter Experten.

Einige Wissenschafter geben laut Reuters sogar zu, dass sie sich bereits selbst mit einem mRNA-Impfstoff immunisiert haben, obwohl es noch keine veröffentlichten Daten darüber gibt, wie sicher eine Mischung von verschiedenen Impfstoffen ist. In Kanada und einigen europäischen Ländern ist es zwar erlaubt, zwei verschiedene COVID-19-Impfungen zu erhalten, in den USA allerdings nicht.

Virologen spritzen sich Booster für Johnson & Johnson selber

"Es gibt keinen Zweifel daran, dass Menschen, die den J&J-Impfstoff erhalten haben, weniger gegen Krankheiten geschützt sind als diejenigen, die zwei Dosen der anderen Impfungen erhalten haben", sagte Stanford-Professor Dr. Michael Lin.

Jason Gallagher, ein Experte für Infektionskrankheiten an der Temple University's School of Pharmacy, erhielt kürzlich eine Dosis von Biontech/Pfizer in der Impfklinik in Philadelphia, wo er selbst Impfungen verabreicht hat. Er hatte den J&J-Impfstoff in einer klinischen Studie im November bekommen.

Er sei besorgt über die Daten aus Großbritannien, die eine geringere Wirksamkeit gegen die Delta-Variante bei Menschen zeigen, die nur eine Impfstoffdosis erhalten haben.

Auch die bekannte Wissenschafterin Angela Rasmussen, eine Forscherin an der University of Saskatchewan's Vaccine and Infectious Disease Organization, sagte auf Twitter, dass sie eine Dosis des Impfstoffs von Biontech/Pfizer erhalten hatte, nachdem sie im April jenen von J&J erhalten hatte.

Rasmussen ermutigte Patienten mit ihren Ärzten über einen Booster zu sprechen, selbst wollte sie aber Reuters gegenüber keine Stellungnahme abgeben.

Impfstoffexperte Peter Hotez vom Baylor College of Medicine sagte in einem Tweet, dass das Boosten mit einer zweiten J&J-Dosis oder mit einem der mRNA-Impfstoffe einen breiteren Schutz bieten könnte, "aber wir brauchen Daten und CDC-FDA-Anleitung".

Das U.S. National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) führt eine Studie durch, ob derzeit alle in den USA zugelassenen Impfstoffe mit einer weiteren Dosis des mRNA-Impfstoffes von Moderna verstärkt werden können. Der NIAID-Wissenschaftler John Beigel sagte gegenüber Reuters, dass die Behörde hofft, Daten über Auffrischungsimpfungen bis September vorlegen zu können.

Solange die Fallzahlen in den Vereinigten Staaten niedrig bleiben, sollten die J&J-Empfänger auf weitere Daten warten, sagte er.

Wenn die von der Delta-Variante ausgelösten Infektionen und Krankenhausaufenthalte jedoch signifikant ansteigen, "müssen möglicherweise Entscheidungen getroffen werden, obwohl keine Daten vorliegen. Aber im Moment denke ich, dass es angemessen ist, zu warten".

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