Schaumschaden
Diese maximal gepolsterten Schuhtypen, wie sie etwa Nike mit dem "ZoomX Vaporfly Next%" kürzlich kreiert hat, sind nicht für jeden ideal. Menschen mit orthopädischen Fehlstellungen oder schwächeren muskulären Voraussetzungen könnten Schäden an Bändern, Gelenken oder der Achillessehne davontragen. Diverse US-Studien zeigen außerdem, dass Rebound-Schuhe Einwärtsdrehen und härteres Aufkommen begünstigen. Weil sie aufgrund der vielen Schaumlagen eine gewisse Höhe haben, wird der Tritt instabil.
Der Hype ums ultra-gefederte Laufvergnügen steht im Kontrast zum minimalistischen Barfuß-Trend, der die Branche in den vergangenen Jahren beherrscht hat. "Mittlerweile gibt es Kritik daran, denn sowohl Schuhe als auch der Asphalt, auf dem mit diesen gelaufen wird, sind per se ja nichts Natürliches", sagt Tran. Barfuß-Schuhe seien nur zu empfehlen, wenn man damit auf weichen Untergründen läuft, etwa Sand, Wiesen oder Waldboden. "Beim Laufen wirkt das zwei- bis vierfache Körpergewicht auf Schuh und Fuß. Wenn man nicht über die notwendige Stabilität und Kraft verfügt und zudem auf hartem Untergrund unterwegs ist, kann es schnell zu Verletzungen kommen."
Bananenöl und Algenschaum
Was aus der Modewelt nicht mehr wegzudenken ist, hat auch das Laufschuh-Segment erreicht. Die Rede ist von Nachhaltigkeit. Die französische Sneakermarke Veja brachte kürzlich ihren ersten umweltfreundlichen Laufschuh heraus: In dem Modell namens "Condor" werden Reisabfälle, Bananenöl und Zuckerrohr verarbeitet. Mehr als die Hälfte besteht aus Recycling-Materialien und natürlichen Rohstoffen. Der schwedische Hersteller Icebug stellt die Mittelsohle des neuen "Outrun RB9X" aus Algenschaum her. "Nachhaltigkeit wird uns definitiv in den kommenden Jahren verstärkt begleiten und auch jetzt schon immer öfter von Kundinnen und Kunden nachgefragt", weiß Tran. Neben Veja und Icebug hat die deutsche Marke Lunge regional produzierte Laufschuhe im Sortiment, US-Hersteller Brooks setzt auf vegane Modelle.
Auch Hightech ist gefragt: Im "Hovr Infinite" von Under Armour ist ein Chip in der Sohle verbaut, der Daten an eine App sendet. Das hilft bei der Analyse und Optimierung des Laufstils. Ein guter Grundgedanke, findet Tran, "man sollte sich aber nicht von der Technik versklaven lassen“".
An das Obermaterial werden heutzutage hohe Ansprüche gestellt. Elastisch, ideal angepasst und atmungsaktiv sollte es sein. Letzteres nicht zuletzt deshalb, weil viele Kundinnen und Kunden die Modelle für den alltäglichen Gebrauch zweckentfremden. "Vor einigen Jahren wurden Lederimitate als Verstärkung des Gewebes verwendet. Heute ist Obermaterial aus Mesh, Polyester oder Nylon Standard. Was sich geändert hat ist, dass es sich immer unauffälliger anfühlt, fast wie Socken. Damit man keinen Schuh mehr spürt und den Effekt von natürlichem Laufen erzielt."
Am Ende zählt – losgelöst von jeglichen Trends – vor allem der Tragekomfort. "Bei einer guten Laufanalyse liegt der Fokus immer auf der Länge und Breite des Schuhs. Der Fuß darf nicht eingedrückt werden, muss schön über der Sohle stehen, Spielraum haben und darf weder nach innen noch nach außen knicken", sagt Tran. Und der Schuh sollte sich gut anfühlen: "Trends kommen und gehen, was bleibt ist das eigene Körpergefühl."
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